Miris Geschichte

Es gab einmal eine Zeit in meinem Leben, da kam ich irgendwie auf gar nichts mehr klar. Ich war 14, die Pubertät und eine damit vielleicht verbundene Identitätskrise hatten mich getroffen und obwohl ich nach außen sehr selbstsicher wirkte, wusste ich eigentlich gar nicht wer ich war oder sein wollte. Ich habe einen extremen Leistungsdruck gespürt, in der Schule gute Noten schreiben und beliebt sein, beim Geigen Wettbewerbe gewinnen und nebenbei auch noch Klavier lernen. Ich war es immer gewohnt für gute Leistungen gelobt zu werden- blieben diese aus, so fehlte auch meine Bestätigung.

Irgendwann kam ich durch einen Artikel im Internet zum Ritzen. Eigentlich war dieser als Warnung gedacht, bewirkte aber in mir das genaue Gegenteil. Am Anfang war es reine Neugier. Konnte das wirklich funktionieren? Konnte selbst zugefügter Schmerz wirklich ein Ventil sein für all den Druck und all die Fragen, die ich hatte? So fing ich an mich selbst zu schneiden. Zuerst waren es kleine Schnitte am Handgelenk. Später wurden es immer mehr.

Ich schnitt mich um mich selbst zu spüren, um zu wissen, dass ich lebe und dass mein Leben nicht nur fremdbestimmt ist. Diesen kleinen Teil meines Lebens konnte nur ich kontrollieren und beeinflussen. Weder meine Eltern, noch die Schule, noch irgendwer konnte mir reinreden.

Ich vertraute mich niemandem an. Das sollte ganz allein meine Sache sein.

Irgendwann bemerkte es mein Deutschlehrer in der Schule. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass meine Eltern schon so eine Vorahnung hatten aber sie haben mich nie darauf angesprochen. Mein Lehrer sah sich allerdings in der Pflicht dies zu tun und rief daraufhin meine Eltern an. Danach begannen die schlimmsten Gespräche meines Lebens.

Meine Mutter war völlig aufgelöst und auch überfordert. All das was nur ich kontrollieren wollte, wurde nun eine große Sache. Meine Eltern zwangen mich dazu, eine Therapie zu machen. Ich wehrte mich mit allem was ich war dagegen. Jeder Therapeut den wir aufgesucht haben, war nicht gut genug für mich oder komisch. Nachdem ich es bei einem ein paar Sitzungen lang ausgehalten habe, lies dieser mich über Nacht in eine psychiatrische Klinik einweisen, weil ich äußerte schon einmal über Selbstmord nachgedacht zu haben. Das war definitiv der schlimmste Abend in meinem Leben. Doch dieser Schock war heilsam.

 

Nachdem ich in der Klinik war, sah ich, wie mein Leben werden würde, wenn ich nicht endlich Hilfe zulassen würde. Ich fing an die Sache ernst zu nehmen und mit anderen darüber zu sprechen. Ich stellte fest, dass ich eigentlich umgeben war von sehr vielen Menschen, die mich sehr liebten und nur mein Bestes wollten. Ich machte eine ordentliche Therapie und vertraute mich jemandem Professionellen an.

Als ich mich selbst dazu entschied, Licht an die Sache zu lassen, begannen sich viele Dinge von selbst zu lösen. Ich verstand, dass es Hoffnung gibt, wenn ich es nur zulasse. Endlich hatte ich etwas selbst in der Hand und war nicht mehr die Gefangene meiner Gefühle und dunklen Gedanken.

Es war ein langer Weg, es hat oft weh getan und ich hatte oft das Gefühl, dass der Abgrund immer noch sehr nah ist. Aber es hat sich mehr als gelohnt. Heute bin ich voller Hoffnung und weiß, wie wichtig andere Menschen sind. Es tut gut, Menschen zu vertrauen und sich anderen anzuvertrauen. Ich weiß, dass ich mich selbst dazu entscheiden kann, glücklich zu sein und auch, dass ich es selbst wert bin, mich richtig um mich zu kümmern. Ich weiß auch, dass es absolut keine Schande ist, sich Hilfe zu holen, wenn man welche braucht. Das macht mich nicht schwächer- im Gegenteil! Ich bin sehr dankbar für all diese Lektionen- auch wenn ich es auf dem harten Weg lernen musste.

 

 

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