Hallo, ich bin Debbie, bin 27 Jahre alt und arbeite als Physiotherapeutin und Tanztrainerin. Bei meiner Geschichte gibt es keinen genauen Anfang und auch kein Ende.
Als ich jünger war, habe ich häufig ziemlich schnell geweint, wenn sich jemand gestritten hat. Zum Beispiel, wenn es laut wurde. Manchmal aber auch ohne erkennbaren Grund, weil ich mich einfach schlecht gefühlt habe. Wenn mir gesagt wurde, dass ich grundlos heule, oder dass es unnötig sei, jetzt zu weinen, hat es das Ganze nur zusätzlich verschlimmert. Ich habe deshalb immer Vorwürfe gemacht und mir eingeredet, ich sei dumm, weil ich ständig ohne einen wirklichen Grund traurig bin.
Ich fühlte mich hilflos und allein
In der Pubertät und der ersten wirklichen Beziehung angekommen, (die ich tatsächlich erst Jahre später wirklich hinter mir lassen konnte) kam es dann zu den gleichen Situationen. Ich habe wieder oft „grundlos“ geweint, die Situation dadurch verschlimmert etc. Ein wahrer Teufelskreis.
Was mich immer halbwegs über Wasser gehalten hat, war der Sport. In meinem Fall zu dem Zeitpunkt Fußball. Freunde und Teamgeist, Kampf und Freude. Körperliche Fitness und vor allem, Erfolge. Diesen Gefühlen gegenüber standen jedoch immer starke Selbstzweifel, Selbsthass, dauerndes Überdenken von Handlungen und der Versuch, allen gerecht zu werden.
Meine Beziehung lief gut, bis zu dem Zeitpunkt, wo es auf einmal kippte. Für mich damals die absolute Lebenskrise. Mit dem Ende der Beziehung endete schlagartig auch mein soziales Leben. Mein damaliger bester Freund war gleichzeitig der beste Freund meines Ex Freundes, wodurch ich gleich zwei Verluste erlitt. Ich erlebte ab diesem Zeitpunkt schlimmen Verrat durch meine eigentlich engsten Freunde. Mir ging es ehrlich gesagt ziemlich beschissen und ich fühlte mich sehr alleine, obwohl ich immer viele „Freunde“ um mich rum hatte. In dieser Zeit versank ich immer mehr im Selbstmitleid, hasste mich selbst und wollte nicht mehr leben. Ich fing an mich selbst zu verletzten und hatte keine Energie mehr.
Es brauchte einen Neustart
Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie habe ich es geschafft, weiter zu machen, und stärker zu werden. Mit 18 hörte ich auf Fußball zu spielen, machte mein Abitur und zog weg von zu Hause. Ich begann eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Anderen helfen zu können, gab mir eine ganz neue Lebensenergie, doch immer noch war die einzige Person, der ich nicht helfen konnte, ich selbst.
Ich versuchte, mir Hilfe zu holen. Beim 1. Versuch wurde ich vom Hausarzt weggeschickt. Beim 2. Versuch bekam ich Beruhigungsmittel, doch ich fühlte mich nicht wohl dabei, sie zu nehmen. Und dann habe ich angefangen zu laufen. Mit jedem Kilometer, den ich zurücklegte, habe ich mehr und mehr zu mir zurück gefunden. Ich gewann neue Energie, fing wieder an zu tanzen.
Ich möchte damit nicht sagen, dass es immer ohne Hilfe geht. Therapien sind gut und wichtig, das ist immer eine sehr individuelle Erfahrung. Ich glaube aber, dass es sehr hilft für sich sein persönliches Ventil zu finden. Natürlich gab es auch bei immer wieder Phasen, in denen ich dachte es sei besser, nicht mehr zu leben. Aber ich verstand irgendwann, dass das eben nur Phasen sind und kein Dauerzustand für mein ganzes Leben. Ich hatte wieder eine Perspektive für mein Leben gewonnen.
Depressionen haben viele Gesichter
Ich glaube, meine Freunde würden mich als lustig und verrückt, eventuell auch als aufgedreht bezeichnen. Was sich für mich auch nicht ausschließt. Wenn ich Spaß mit meinen Freunden habe, und versuche meinen Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten, heißt das nicht, dass ich nicht zuhause einen ganzen Sonntag weinend unter der Decke verbringen kann.
Ich möchte mich jeden Tag daran erinnern, warum ich noch hier bin und was mich am Leben hält. Es sind die glücklichen Momente. Sport und Kunst helfen mir schon immer, Klarheit zu gewinnen. Der Tanz kann für mich beides miteinander vereinen. Jeder Tag ist für mich ein Erfolg. An manchen Tagen, dass ich es schaffe, aufzustehen. An anderen, das Abitur zu machen. Eine Ausbildung zu beenden.
Ich lebe. Das ist der größte Erfolg. Redet so früh wie möglich mit jemandem darüber, wenn es euch schlecht geht. Macht euch bitte keine Vorwürfe, wenn ihr Selbstmordgedanken habt, es ist nur ein Symptom. Es muss nicht heißen, dass ihr das wirklich so wollt. Ihr seid wundervoll und großartig so wie ihr seid.
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.