Ich brauche Hilfe! – Was tun?

Dir geht es nicht gut und du hast das Gefühl, du brauchst Hilfe? Du kommst mit deinen Problemen, Gedanken, Gefühlen nicht mehr alleine klar? Sich das einzugestehen, ist der erste und wichtigste Schritt! Ich bin stolz auf dich. Sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht und sich dann auch darum zu bemühen, das ist wahre Stärke. Es ist völlig in Ordnung das Leben manchmal nicht alleine zu schaffen und sich Unterstützung zu holen.

 

Du bist nicht alleine! Deine Gedanken sind nicht komisch, du bist mega liebenswürdig! Du machst die Welt zu einem schöneren, lustigeren und sympathischeren Ort! Ohne dich würde etwas fehlen, auch wenn du das nicht glaubst! Du hast Hilfe verdient und deine Geschichte, das was du erlebst und fühlst, musst du nicht alleine tragen! Es gibt Hoffnung!

 

Aber wie geht es weiter? An wen kannst du dich wenden, wie bekommst du Hilfe? Ich möchte versuchen ein bisschen Klarheit zu schaffen.

Wir haben den Artikel aufgeteilt in:

 

Im akuten Notfall:

Bei akuter Gefahr vor Fremd- oder Selbstgefährdung (beispielsweise Suizidgefahr) hilft oft alles beruhigen nichts mehr. Deswegen – rufe die 112 oder 110! – wende dich an eine psychiatrische Institutsambulanz (PIA) oder die Notfallambulanz einer (psychiatrischen) Klinik in deiner Nähe. Melde dich beim psychiatrischen Notdienst (in jeder größeren Stadt gibt es psychiatrische Notdienste, die Rund um die Uhr erreichbar sind!).

 

Beratungsstellen:

Eine weitere Möglichkeit neben einer Therapie kann beispielsweise auch ein Gespräch mit einem Seelsorger sein. Das kann ein Pfarrer sein, oft gibt es aber auch noch weitere Menschen in Kirchengemeinden, die so etwas anbieten. Manchmal kann es schon helfen, jemandem von seinen Problemen zu erzählen und miteinander zu beten. In jeder größeren Stadt gibt es auch Beratungsstellen(z.B. von der Diakonie, der Caritas oder sonstigen Trägern). Solche Beratungsstellen sind kostenlos und du kannst anonym bleiben.

Du kannst dich außerdem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden: 0800/1110111 oder 0800/1110222. Hier ist rund um die Uhr jemand erreichbar, es ist anonym und kostenlos. Es gibt zudem die Möglichkeit, mit dem geschulten Personal dort in E-Mail Kontakt zu treten oder sich in dem Chatforum der Telefonseelsorge beraten zu lassen. (http://telefonseelsorge.de)

 

Professionelle ambulante Hilfe

Schritt 1: Hausarzt

Der erste Schritt bei allem ist in der Regel ein Gespräch mit deinem Hausarzt. Erläutere ihm deine Symptome, erzähle wie es dir geht und was dich belastet. Ich weiß, dass das ein schwerer Schritt sein kann. Ich hatte selbst große Angst davor, zu meinem Arzt zu gehen und ihm zu erzählen wie es mir geht und was mein Problem ist. Meine größte Angst war, dass er mich nicht ernst nehmen würde. Ich dachte, dass es mir “nicht schlecht genug” ginge, dass mein Arzt mich auslachen würde, weil ich wegen „sowas“ zum Arzt gehe. Aber ein Arzt hat die Aufgabe und die Verpflichtung dir zu helfen, dich anzuhören und dich ernst zu nehmen.

 

Schritt 2: Überweisung zum Psychologen / Psychiater

Dein Hausarzt kann dich dann zu einem Psychologen oder Psychiater überweisen. Hier wird es eventuell schon etwas komplizierter. Denn was ist eigentlich der Unterschied? Wenn du eine ambulante Psychotherapie machen möchtest, bekommst du eine Überweisung zum Psychologen. Denn Therapeuten sind Psychologen: sie haben Psychologie studiert und eine Zusatzausbildung gemacht.

Psychiater hingegen haben Medizin studiert und sich auf die Psychiatrie spezialisiert – sie dürfen Medikamente verschreiben. Sollst du also Psychopharmaka wie Antidepressiva

bekommen, wirst du zum Psychiater überwiesen. Dein Hausarzt hat in der Regel ausgedruckte Listen von allen Psychologen und Psychiatern in deiner näheren Umgebung, an die du dich wenden kannst. Falls nicht, kannst du bei deiner Krankenkasse anrufen, dort kann man dir solche Listen geben. Ansonsten gibt es die Möglichkeit auf der Homepage der Psychotherapeutenkammer nach Professionellen in deiner Umgebung zu suchen.

 

Schritt 3: Psychologen / Psychiater anrufen

Leider ist die Psychologensituation zur Zeit nicht besonders gut. Es kann sein, dass man über Monate hinweg mehrere Male bei denselben Psychologen anrufen muss und immer wieder Absagen bekommt. Das ist ein schwerer Schritt, der viel Kraft kostet. Aber am Ende lohnt es sich. In den meisten größeren Städten gibt es sogenannte PIAs (Psychiatrische Institutsambulanz). Dort bekommt man in der Regel relativ schnell einen Termin, da dort mehrere Psychiater arbeiten. Bei extrem langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz ist es möglich, dort übergangsweise vereinzelte Gespräche mit einem Psychiater zu führen. Manchmal gibt es bei den PIAs auch die Möglichkeit, an Gruppen wie einem Skillstraining oder einem Sozialen Kompetenztraining teilzunehmen. Hast du einen Termin beim Psychiater, wird er dir alles weitere erklären. Ggf. werden dir die nötigen Psychopharmaka verschreiben und in regelmäßigen Gesprächen deren Wirkung beobachtet. Die folgenden Schritte beziehen sich also auf eine Therapie.

 

Schritt 4: Kennenlerngespräch

Beim ersten Kennenlerngespräch kann man oft schon herausfinden, ob man mit dem Psychologen klar kommt. Ob man sich eine Therapie mit ihm/ihr vorstellen kann, oder nicht. Ich finde, hier darf man auch wählerisch sein. Jemandem, der dir von Anfang an unsympathisch ist, wirst du dich nie ganz öffnen können. Dann hat auch die Therapie keinen Sinn. Therapeut_in und Patient_in müssen zueinander passen.

 

Schritt 5: 5 Probesitzungen zum Kennenlernen

Nach dem Kennenlerngespräch folgen noch 4 weitere Probesitzungen. Hier könnt ihr euch besser kennenlernen und schauen, ob die Connection zwischen euch passt. Nochmal, hier darfst du – und solltest sogar – genau auf dein inneres Bauchgefühl hören. Gib dich nicht mit einem Kompromiss zufrieden.

 

Schritt 6: Antrag an die Krankenkasse

Wenn dein Therapeut und du euch beide eine gemeinsame Therapie vorstellen könnt, dann wird nach den 5 Probesitzungen der Antrag an die Krankenkasse gestellt. Danach muss man in der Regel 4-6 Wochen warten bis dieser im Normalfall bewilligt wird. Anschließend beginnt die Therapie. Nun ist es so, dass es verschiedene Therapieformen gibt.

Die gängigsten sind:

– die Psychoanalyse

– die Verhaltenstherapie

– die Systemische Familientherapie und

– die Dialektisch behaviourale Therapie (DBT)

 

Neben diesen Formen gibt es noch andere wie die Gesprächspsychotherapie, Musik- und Kunsttherapie, Hypnose, progressive Muskelentspannung, autogenes Training etc.

Je nach Erkrankung sind unterschiedliche Therapiearten sinnvoll.

Die Psychoanalyse ist die älteste Therapieform. Hierbei geht es darum herauszufinden, woher eine psychische Störung kommt, wodurch sie ausgelöst wurde und wo genau sie ihre Ursachen hat. Durch freies Assoziieren sollen meist verdrängte Konflikte aus der Kindheit wieder ins Bewusstsein geraten und bearbeitet werden.

Bei der Verhaltenstherapie geht es darum sich unerwünschte Verhaltensweisen, mit denen man zu kämpfen hat, wieder zu abzugewöhnen. Man bekommt dafür verschiedene Techniken zur Hilfe beigebracht. Gleichzeitig sollen diese Muster durch Angewöhnung von erwünschten/positiven Verhaltensweisen ersetzt werden. Dies ist beispielsweise bei Essstörungen oder Angststörungen häufig die bevorzugte Therapieart.

Bei der systemischen Therapie wird das soziale Umfeld mit in die Therapie einbezogen. Psychische Erkrankungen werden als Ausdruck von Störungen in einem System (Familie, Freunde, Arbeitskollegen) verstanden. Die Arbeit am gesamten System ist also sehr wichtig. Diese Form wird häufig bei Kindern und Jugendlichen angewandt, da diese stark vom Sytsem Familie beeinflusst werden.

Die dialektisch-behaviourale Therapie wurde zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung Typ Borderline entwickelt. Es handelt sich hierbei um eine kognitive Verhaltenstherapie, in welche ein Fertigkeitstraining mit einbezogen ist.

Therapeuten sind in der Regel auf eine Therapieform spezialisiert, oftmals vermischen sich die einzelnen Arten aber auch.

Wichtig ist: Dein Therapeut muss eine Kassenzulassung haben, damit die Kasse zahlt!

—> Ausnahme: Ist allerdings kein Therapeut mit Kassenzulassung in angemessener Erreichbarkeit frei, zahlt die Kasse auch für privat praktizierende Therapeuten (Kostenerstattungsverfahren).

 

Therapiedauer:

Eine Verhaltenstherapie besteht in der Regel aus 45 Stunden à 50 Minuten, findet 1x pro Woche statt und kann ggf. verlängert werden.

Eine Psychoanalyse besteht in der Regel aus 160 Stunden, findet 2-3x pro Woche statt und kann ebenfalls nach Bedarf verlängert werden.

Die Kurzzeittherapie besteht aus 25 Stunden à 50 Minuten, findet 1x pro Woche statt und kann ggf. in eine Langzeittherapie (45 Stunden) umgewandelt werden. Hier können dir aber dein Hausarzt oder dein (zukünftiger) Therapeut genauer Auskunft geben.

 

 

Professionelle stationäre Hilfe

Schritt 1: Hausarzt

Wenn du dich stationär behandeln lassen möchtest, ist der erste Schritt wieder ein Gespräch mit deinem Hausarzt oder deinem Therapeuten, falls vorhanden. Dieser kann dich genauer über die

verschiedenen Kliniken und deren Angebote informieren und etwas Passendes mit dir gemeinsam finden.

 

Schritt 2: Überweisung in die psychiatrische Klinik, Kontaktaufnahme, Kennenlerngespräch etc.

Wenn du eine Überweisung in eine Klinik erhalten hast, beginnen auch hier die Schritte der Kontaktaufnahme, das Kennenlernen und die Eingewöhnung in deinen Klinikaufenthalt.

 

 

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Klarheit schaffen und dir ein wenig die Unsicherheit und Angst vor einem Termin beim Hausarzt, Psychologen oder Psychiater nehmen. Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ist eine große Stärke und nichts, wofür man sich schämen muss.

 

Es ist okay sich Hilfe zu suchen. Du bist es wert, dass man dir hilft, denn du bist wertvoll. Du hast es verdient nicht alleine mit deinen Problemen zu bleiben. Lass dich nicht unterkriegen. Du bist so viel stärker als es deine Krankheit jemals sein könnte. Kämpfe für ein Leben in Freiheit. Du schaffst das! Ich glaube an dich.

 

 


Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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  • Du bist nicht alleine in dieser Welt und nicht allein mit Depression und Suizidgedanken.
  • Das ist nicht das Ende deines Lebens, deine Geschichte geht weiter.
  • Es gibt Hoffnung für dich und es gibt Hilfe!