Mias Geschichte

Hallo, mein Name ist Mia. Ich möchte mit meiner Geschichte etwas weiter vorne beginnen:
Kurz und bündig, vor meinem endgültigen Zusammenbruch war ich eine junge Frau, die stets glücklich und zufrieden durch die Welt ging. Nichts konnte diese junge Frau erschüttern. Nichts konnte ihr so nah gehen, dass sie deswegen tagelang hätte weinen müssen oder den Halt im Leben verlor.

 

Niemand kann für immer eine Maske tragen

Wer so ein Leben kennt, der weiß, es ist nicht echt! Es ist ein Leben hinter einer Maske. Eine lachende Maske, hinter der sich eigentlich ganz viel Traurigkeit und das Gefühl von Einsamkeit verbirgt. Eine große Enttäuschung auf die Welt und auf die Leute, vielleicht auch ein wenig Wut.

Wer so ein Leben hinter der Maske kennt, und ich weiß das kennen einige von euch, der weiß, dass es kein Leben auf Dauer ist. Auch wenn man noch so gut schauspielern kann und sich die größte Mühe gibt, das Leben hinter der Maske ist nicht ewig. Irgendwann bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus, das von einem leisen Windhauch angeblasen wird.

Mein Zusammenbruch war vor vier Jahren. Wie das alles ging und warum das passierte weiß ich selbst nicht mehr genau. Die Erinnerungen sind wie ausradiert. Ich sehe mich nur noch weinend auf dem Sofa sitzen. Ich konnte nicht mehr aufhören, weil mein ganzes Leben über mir einbrach.

Das war der Moment, wo ich meine letzte Kraft zusammenraufte. Ich versuchte mich zu beruhigen und für einen kurzen Moment die Maske wieder anzuziehen. Ich rief meine Hausärztin an und vereinbarte für den nächsten Tag einen Termin. Sie überwies mich sofort zu einem Psychiater, der mir dann auf Grund einer schweren Depression zwei verschiedene Medikamente verschrieb.

Dass zu meiner Diagnose dann auch noch verschiedene Persönlichkeitsstörungen hinzu kamen erfuhr ich erst im späteren Verlauf der Therapie. Spielt ja aber im Grunde auch keine Rolle, denn man ist wie man eben ist und damit gilt es zu lernen, das Leben zu meistern.

 

Warum bin ich denn so geworden wie ich bin?

Ich wurde von meinen Eltern sehr vernachlässigt. Sie empfanden mich als super gemütliches Kind, mit welchem man nichts machen musste, auch keine Liebe zeigen. Gefühle waren sowieso ein Tabu, das einzigen erlaubte Gefühle in unserer Familie war/ist die Dominanz meiner Mutter. Sie sagte wo es lang geht. Und natürlich auch, wenn etwas nicht gut war, denn Strafe muss ja schließlich sein.

Meine Kindheit fühlte sich also an, als würde ich in einem dunklen Keller wohnen (das Bild habe ich immer noch sehr präsent vor Augen). Das kleine Mädchen, das angekettet an der Kellerwand sitzt mit einem Teller vor den Füßen. Die einzige Lichtquelle ist das kleine dreckige Kellerfenster, ganz oben an der Wand. Ab und an kommt jemand um mir Essen zu bringen und mir zu sagen, was ich immer noch nicht gut gemacht habe.

Ansonsten werde ich nicht wirklich beachtet, die Türe in den Keller öffnet sich ja nur gerade dreimal am Tag, wenn es Essen gibt. Wohlgemerkt, das habe ich nicht real erlebt, das sind meine Gefühle, wie ich meine Kindheit wahrgenommen habe. Dennoch sitzen mir die Bilder noch heute im Nacken, als wäre es real gewesen.

 

Plötzlich musste ich in dieser Welt zurecht kommen

Als ich älter wurde, wurde ich in die Welt gestellt und hatte keine Ahnung wie ich mich da verhalten soll. Niemand hat mir etwas beigebracht, ich musste alles selbst lernen, und mutig sein. Ich wurde zu einer selbst-unsicheren, sich selbst hassenden Kämpferin, die vor so vielen Dingen noch heute Angst hat.

Nebst meiner schlimmen Kindheit kamen in meiner ganzen Laufbahn unzählige Übergriffe hinzu. Das fing an bei Küssen auf der Straße, zwischen die Beine greifen im Zug, Küssen am Arbeitsplatz, Bedrängen bei jemandem zu Hause etc. Ich kann gar nicht mehr alles aufzählen was passiert ist, da war so viel, was sich bis heute noch hinzieht. Erst neulich wurde ich wieder in meiner eigenen Wohnung bedrängt, berührt, ohne es zu wollen, von einem Besuch, den ich gar nicht eingeladen hatte.

Ich hatte mir beigebracht, nie aufzugeben

Als Teenager hatte ich den Sinn und die Lust am Leben verloren. Bereits da saß ich das erste Mal mit einer Klinge im Zimmer um mir das Leben zu nehmen. Doch ich hatte mich selbst als Kämpferin ausgebildet. So konnte ich mich aus diesem Tief auch selbst wieder heraus holen, ohne sichtbare Schäden davon zu tragen.

Ich kämpfe bis heute immer mal wieder mit solchen Gedanken. Seit vier Jahren bin ich nun schon in Therapie und habe den Eindruck, dass mein Leben ein einziger Kampf ist. Dennoch würde ich nicht sagen, dass ich nichts erreicht habe, auch wenn mein Kopf mir das gerne weis machen möchte. Mein Erfolg ist, dass ich noch lebe und dass ich immer und immer wieder bei jedem Tiefschlag aufgestanden bin und weiter gekämpft habe.

Mein letztes Jahr war geprägt von vielen Freundschaftsbrüchen, von vielen Todesfällen (mein geliebter Hund, die treue Seele und meine Großmutter) und von dem Bruch meiner langjährigen Ehe. Passenderweise hat mich mein Mann kurz vor Weihnachten 2017 verlassen, weil er sich in eine andere Frau verliebt hat. Das hat mich um ein paar Monate zurück geworfen, aber ich habe weiter gemacht und nie aufgegeben. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht genau weiß, warum ich das eigentlich tue.

Egal was passiert, der Kampf lohnt sich!

Trotzdem möchte ich alle, denen es ähnlich geht und die sich in meinen Erzählungen ein wenig wiederfinden können dazu ermutigen: Bleibt dran und macht weiter. Auch wenn ihr noch nicht wisst wozu, das Leben lohnt sich. Und vielleicht kann ich am Ende nur sagen, es hat sich gelohnt, weil ich eine sooooo tolle Frau als Therapeutin gefunden habe. Dann war eben dies der Hauptinhalt in meinem Leben. Die Therapiestunden geben mir den Halt, den ich brauche, damit ich weiter machen kann.

Daher möchte ich auch allen, die diesen Schritt noch nicht gewagt haben sagen: Diejenigen, die den Schritt in die Therapie wagen sind die Mutigen unter uns, nicht diejenigen, die es schaffen das Leben mutterseelenallein zu bewältigen. Warum? Weil wir leider immer noch in einer Gesellschaft leben, die die Therapie und Medikamente stigmatisiert. Dabei ist es absolut keine Schande sich Hilfe zu holen wenn es uns dreckig geht. Klar kann man es alleine schaffen, aber mit solch einer Hilfe ist es bedeutend einfacher!

Und gebt nicht auf, wenn es beim ersten Anlauf nicht klappt. Manchmal braucht es eine Weile, bis man die richtige Bezugsperson gefunden hat. Manchmal braucht es, bis die Medikamente richtig eingestellt sind. Ja genau, ich nehme Medikamente und ich stehe dazu. Entgegen vieler Meinungen machen sie nicht mehr so abhängig wie früher und sind auch nicht mehr wesensverändernd. Wenn etwas unser Wesen verändert, dann ist es unsere Krankheit. ABER: Wir sind nicht die Krankheit, wir haben sie zwar, aber wir sind sie nicht.

Wir alle sind Menschen, die das Leben verdienen

Denkt immer daran, wir sind genau so normale Wesen wie alle um uns herum auch. Ob wir an einer psychischen Krankheit leiden oder eine Krebsdiagnose haben ist einerlei. Wir sind Menschen, nicht mehr und nicht weniger. Wir sind keine Psychos oder komische Wesen, denen man nicht trauen kann oder was auch immer.

Mir ist es sehr wichtig, der Welt zu zeigen, dass psychische Krankheiten, Psychotherapie und Ähnliches genau so zur Normalität gehören wie körperliche Beschwerden und Arztbesuche. Es gibt keinen Grund, dass wir uns deswegen von den Anderen ausschließen lassen. Wir gehören dazu. Und zusammen sind wir stark und zusammen können wir etwas erreichen.

Ich wünsche euch allen viel Kraft und Mut auf eurem Weg, denn wir sind die Mutigen hier!

 

 


Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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