Ninas Geschichte

Hallo, ich bin Nina. Ich bin 24 Jahre alt und bin Hundesitterin. Gleichzeitig mache ich noch eine Ausbildung zur Hundetrainerin. In den letzten 8 Jahren habe ich über 20 Monate in unterschiedlichen Kliniken verbracht.

Ich leide an Depressionen, Ängsten und Zwängen. Ich habe Probleme mit extremer Selbstverletzung gehabt und zum Teil immer noch – habe aber kein Borderline. Aufgrund der Tatsache, dass ich mir lebensbedrohliche Verletzungen zufügte, verbrachte ich die meiste Zeit auf geschlossenen Stationen.

Ich konnte mich nicht vor mir selbst schützen

Irgendwann war es so weit, dass mein Verlangen nach Selbstverletzung so etwas wie ein Eigenleben entwickelt hatte, wodurch es nicht mehr abhängig von Gefühlen oder meinem psychischen Zustand war. Es gehörte für mich zum Alltag dazu, wie das tägliche Zähneputzen. 

Ich gab wirklich mein Bestes um mithilfe von Therapien, Medikamenten, Skills usw. mein Problem in den Griff zu bekommen, aber ohne äußeren Schutz war es nicht möglich, mein Problemverhalten zu unterdrücken. Das hieß für mich, dass es auf den geschlossenen Stationen oft zu Zwangsbehandlungen kam, in Form von Fixierung, Zwangsmedikation oder Isolation.

Niemand hatte Hoffnung für mich

Ich steckte ganz tief im Sumpf und die Ärzte und Therapeuten sagten mir eine Zukunft als „Drehtürpatientin“ voraus. So ging es auch die ersten Jahre. War ich gerade wieder aus der Klinik raus, wurde ich schon wieder eingewiesen – zumeist gegen meinen Willen. Als die Depressionen, die Zwänge und Ängste auch noch stärker wurden versuchte ich mir des öfteren das Leben zu nehmen. 

Nachdem ich aus einer der Kliniken entlassen wurde, sagte mir meine Therapeutin, dass sie meine „Überlebenschancen“ für die nächste Zeit auf 30% einschätze. Wenn mich nicht meine Verletzungen umbringen würden, dann die Folge der Depression – der Suizid. Chancen auf Besserung räumte sie gar nicht ein.

Ich kämpfte mich frei

Als ich 21 Jahre alt war, entschied ich mich zum ersten Mal dafür eine Therapie in einer Tagesklinik zu beginnen. Und es tat mir so gut! Endlich hatte ich die passende Therapieform für mich entdeckt. Ich wurde dort mit Respekt behandelt und hatte eine Menge Unterstützung. Tagsüber in der Klinik und abends und am Wochenende Zuhause. Mir wurde meine Eigenverantwortung zurück gegeben und es funktionierte. Ich lebe immer noch! 

Durch die beengenden Erfahrungen in meiner Vergangenheit habe ich ein starkes Bedürfnis nach Freiheit entwickelt. Eine kleine Wohnung wäre für mich nicht in Frage gekommen. Außerdem wäre es finanziell schwierig geworden, weil ich nur auf Minijob-Basis als Hundesitterin arbeite – da meine Belastbarkeit noch sehr gering ist. Hauptsächlich aufgrund dieser beiden Faktoren entschied ich mich, recht spontan, mir einen großen Bauwagen zu kaufen um auf dem Hof meiner Freundin wohnen zu können. Ich habe ihn mit meinen Eltern zusammen entkernt und wieder neu aufgearbeitet. Jetzt habe ich ein wunderschönes Zuhause und es ist eines meiner größten Erfolge. 

Außerdem habe ich einen eigenen Hund und ein Pony. Sollte ich nochmal auf die Ärzte oder Therapeuten treffen, die der Meinung waren, dass ich mein Leben in einer dauerhaft geschlossenen Einrichtung verbringen sollte, werde ich ihnen vom Gegenteil berichten können. Ich bin frei! 

Ich kann wieder hoffen

Ich habe so viel Unterstützung durch meine tolle Therapeutin, meinen Psychiater oder meine Betreuerin. Freunde und Familie kommen natürlich auch noch dazu. Da ich mittlerweile gut mit Medikamenten eingestellt bin, schaffe ich es die extremen Selbstverletzungen zu unterlassen. Meine ambulante Psychotherapie hilft mir auch dabei. Auch meine Zwänge sind zu einem großen Teil verschwunden. Es war für mich sehr schwer Medikamente zuverlässig zu nehmen, da ich oft sehr sensibel auf die Nebenwirkungen reagiere, aber auch das bekomme ich mittlerweile hin. 

Ich bin eine freie, für sich selbst verantwortliche Frau mit Hund und Pony. 
Es passiert momentan zwar noch recht selten, aber manchmal habe ich sogar gute Tage! Um die Messlatte noch nicht zu hoch zu setzen, erfreue ich mich natürlich auch an guten Momenten oder Minuten.

Sei geduldig mit dir

Ich möchte gerne den anderen, die sich in der gleichen Situation befinden oder das gleiche erlebt haben Mut machen, sich trotz allem professionelle Hilfe zu suchen. Oft ist es so, dass es eine Weile dauert bis man den richtigen Therapieansatz für sich gefunden hat. Vielleicht sogar Jahre, wie bei mir. Aber man sollte nicht aufgeben! Jeder ist anders und nicht jeder braucht die gleiche Therapie. Geb nicht auf und suche weiter wenn du noch nicht das richtige gefunden hast. 

Wenn man früh erkrankt, ist es nicht immer möglich die Schule zu beenden, Ausbildung und Studium gestalten sich oft als schwierig wenn nicht sogar unmöglich. So war es bei mir. Zusätzlich zu meiner Erkrankung setzte ich mich stark unter Druck etwas schaffen zu müssen. Ich wollte unbedingt mein Abi bekommen. Habe ich nicht geschafft. Ich habe einen Realschulabschluss und keine Ausbildung. Und trotzdem bin ich extrem stolz auf das war ich erreicht habe. 

Seid nicht zu streng mit euch und überfordert euch nicht! Setzt euch Ziele, aber seid auch bereit alles in Frage zu stellen und neue Wege zu gehen. Das hat mir so sehr geholfen. Nicht jeder passt ins „System“. Egal ob es um die Arbeit oder die Wohnform geht usw. Habt Mut andere Wege zu gehen.




Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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