Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe festzustecken?

schreiben, Achtsamkeit, Übung, Selbsthilfe, Therapie

Vielleicht bist du aktuell in einer Situation, in der du das Gefühl hast, fest zu stecken. Du kannst nicht wirklich definieren, was aktuell Phase ist. Du weißt nicht, wie du hier gelandet bist und auch nicht, wo es von hier aus weitergehen soll. Vielleicht ist es nicht nur ein Feststecken, sondern zusätzlich negative Gedanken, Selbstabwertung, Gedanken von Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Sinnlosigkeit. Vielleicht hast du grade Depressionen oder sogar Suizidgedanken.

Ich will dir als Erstes sagen, du bist nicht allein. Es gibt Hilfe und du bist es wert diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und wenn du allein nicht weiterkommst, dann ist das auch Grund genug, Hilfe in Anspruch zu nehmen – selbst wenn du denkst, andere bräuchten es vielleicht noch mehr.

Gib dir selbst Mitgefühl

Das was du aktuell erlebst ist real, deine Situation ist so wie sie ist. Du darfst deinen aktuellen Zustand erstmal akzeptieren, sag es dir selbst wie es ist: „Ich stecke aktuell fest“, „Ich bin in einer scheiß Phase“, „Ich bin einfach lost“. Dein erster Schritt ist dich selbst mit deinen Gedanken und Emotionen ernst zu nehmen. Die Gedanken sind da, die Gefühle sind da, sie gehen auch nicht weg, wenn du sie ignorierst – also „gib dem Kind einen Namen“ (zB Scheißphase) und du hast etwas, womit du arbeiten kannst.

Das klassische Beispiel: Wenn ich Zahnschmerzen habe, gebe ich mir Selbstmitleid, ich fühle mit mir selbst, nehme den Schmerz ernst und gebe mir Raum den Rest meines Lebens eingeschränkter anzugehen. Vielleicht teile ich den Schmerz sogar mit anderen und je nach Intensität der Schmerzen gehe ich früher oder später zu einem Zahnarzt/ einer Zahnärztin. Obwohl ich mich mit psychischer Gesundheit häufiger auseinandersetze, gehe ich mit seelischen Schmerzen, mit Niedergeschlagenheit, depressiven Phasen, Selbstablehnung, Angst, Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid nicht mit dieser Ernsthaftigkeit um.

Wenn es mir innerlich nicht gut geht, wenn ich das Gefühl habe, etwas stimmt nicht und ich stecke fest, habe ich natürlich das gleiche Selbst-Mitgefühl verdient. Dieser Schmerz hat genauso Aufmerksamkeit verdient und ich muss mir den gleichen Raum geben, dass ich unter diesen Umständen eventuell in meinem Alltag eingeschränkt bin. Ich muss das immer noch lernen, aber das ist der erste Schritt: Nimm deinen aktuellen Zustand ernst, akzeptiere ihn, gib dir Mitgefühl und Selbstliebe. Bei Suizidgedanken oder wenn du allein nicht weiterkommst, suche dir Hilfe!

Schreib alles auf

Ich habe eine Technik gefunden, die mir sehr hilft aus dem ungreifbaren Feststecken loszukommen. Es wird vermutlich nicht für jede:n die passende Methode sein, aber sie hilft mir so unfassbar, dass ich sie dir nicht vorenthalten will. Es ist etwas Arbeit, es ist etwas unangenehm, aber es kann deine ganze Situation zum Guten wenden. 

Die Methode heißt „Schreib alles auf“. Es ist gar nicht so kompliziert, du nimmst dir drei bis vier DinA4 Seiten, oder die gleiche Menge Platz in deinem Notizbuch oder Block. Und dann fängst du an zu schreiben und schreibst alles auf, was dir durch den Kopf geht. Wie blöd und anstrengend du findest, alles aufzuschreiben, dass deine Hand schon weh tut, was du heute Morgen gefrühstückt hast oder welches Trauma dich seit einigen Tagen immer wieder verfolgt und wie du dich damit fühlst. Du schreibst einfach weiter und weiter auf, solange du Gedanken in deinem Kopf hast. Und dann noch weiter, bis dein Kopf absolut leer und deine Zettel voll sind.

Für mich bewirkt dieser Teil schon Wunder, die Last von meinem inneren Chaos wird von einem Blatt Papier mitgetragen und nicht nur von meinem Kopf. Ich kann sehen was mich beschäftigt und bewegt, zum Beispiel: „Ich bin traurig, dass meine Freundschaft mit X nicht mehr so ist wie früher“ – ein Gedanke der seit Monaten, wenn nicht Jahren in meinem Kopf gewesen sein muss, dem ich aber nie den Raum gegeben habe, fertig gedacht zu werden. Jetzt steht der Gedanke vor mir auf einem Blatt Papier und es fällt mir viel leichter damit umzugehen. Ich kann überlegen, ob ich auf den Gedanken reagieren möchte und wenn ja, wie ich reagieren möchte. 

Ab hier arbeite ich in meinem Kopf weiter, ich habe vor Augen was mich beschäftigt und kann mir überlegen was das für mich bedeutet. Manchmal nehme ich mir einen Stift oder Textmarker und markiere einige der Gedanken. Vielleicht haben dieser und dieser Gedanke zu meiner festgefahrenen Situation beigetragen, mir fällt aber schon beim Aufschreiben etwas ein, wie ich damit umgehen will. Das klingt vielleicht etwas abstrakt, um bei meinem Beispiel zu bleiben: Ich setze mir ein Ziel, ich will mich weniger schlecht fühlen als aktuell. Also entscheide ich, mich mit den Dingen, die mich belasten auseinander zu setzen. Ich habe Person X in den letzten Wochen wieder häufiger getroffen und werde sie auch häufiger treffen. Deswegen erkenne ich zuerst meinen Schmerz an. Er ist real, das ist was ich fühle, und ich darf mir selbst Mitgefühl dazu zeigen. Vielleicht entscheide ich mich in einigen Wochen wieder stärker in diese Freundschaft zu investieren, aber jetzt reicht mir diesen Schmerz zu kennen und mir Mitgefühl zu geben, mir zu erlauben, dass mir das weh tut.

Setze dir Ziele, denen du nachgehen kannst

Ich hoffe du kannst dir darunter etwas vorstellen, wenn nicht ist auch nicht schlimm. Fang einfach an, schreib alles auf was dir durch den Kopf geht. Setz dir ein Ziel, auch wenn es einfach nur ist „ich will nicht mehr mich so fühlen wie jetzt“. Mit dem Ziel im Kopf markiere, was du aufgeschrieben hast. Dir wird sicher etwas auffallen, wo du mehr Gnade und Empathie mit dir selbst haben kannst. Oder etwas, bei dem du ändern kannst, wie du darüber denkst. Vielleicht findest du Dinge, die du mit anderen besprechen solltest, oder für die du eine Seelsorge oder Therapie machen solltest. Habe keine Angst davor, es kann dir wirklich helfen.

Du bist diese Zeit wert, du bist auch die Arbeit wert all das aufzuschreiben. Du bist es wert dich mit deinen Gedanken und Emotionen auseinander zu setzen. Du bist es wert, mehr Mitgefühl von dir zu kriegen und du bist auch Hilfe von Familie, Freund*innen und professioneller Hilfe wert.

Wenn dir diese Übung gefallen hat, ich habe sie zuerst entdeckt in einer Halbjahresreflektion vom Youtuber Struthless. Du kannst die Arbeitsblätter zum „The Half Year Reset“ bekommen, im Tausch gegen deine Mailadresse unter struhless.com.




Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyoumind

Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hilfe gesucht?

  • In Deutschland leiden 4,1 Millionen Menschen an einer Depression.
  • Jährlich sterben in Deutschland 10.000 Menschen durch Selbstmord.
  • Wenn du unter Depression oder Suizidgedanken leidest musst du dich nicht schämen.
  • Du bist nicht alleine in dieser Welt und nicht allein mit Depression und Suizidgedanken.
  • Das ist nicht das Ende deines Lebens, deine Geschichte geht weiter.
  • Es gibt Hoffnung für dich und es gibt Hilfe!