Wie mich der Drang perfekt zu sein langsam kaputt machte – Elenis Geschichte

Ich bin 22 Jahre alt und mache zur Zeit eine Ausbildung im Gesundheitsbereich.

Der Versuch perfekt zu sein

Ich war schon immer eher ein verschlossenes Kind. Mit ca. zehn Jahren zog ich mich jedoch mehr und mehr zurück. Grund dafür waren vor allem Streitigkeiten in der Familie, hauptsächlich aufgrund meiner Schwester, da sie das „Problemkind“ war. Ich verbrachte sehr viel Zeit allein in meinem Zimmer. Zuerst empfand ich das nicht wirklich als schlimm, doch mit Beginn der Pubertät nahmen auch die Unsicherheit bezüglich meiner eigenen Person und meines Aussehens zu.

Da die Kommunikation in meiner Familie noch nie besonders gut funktionierte und meine Eltern genug mit meiner Schwester zu tun hatten, sprach ich mit niemandem über meine eigenen Probleme. Stattdessen begann ich alles mit mir selbst auszumachen. Ich wollte immer alles möglichst perfekt machen, damit sich meine Eltern ja keine Gedanken oder Sorgen um mich machen mussten.

Ich hatte Angst mich zu öffnen

Rückblickend schien mir das jedoch irgendwann alles zu viel geworden zu sein. Mit 14 Jahren begann ich das erste Mal bewusst weniger zu essen (ich war eigentlich eh schon sehr schlank). Auch mein Sportverhalten geriet langsam außer Kontrolle und wurde zwanghaft. Deshalb kamen bald darauf die ersten Fragen, ob es mir gut gehe. Es tat gut, endlich mal „gesehen“ zu werden und am liebsten hätte ich die Wahrheit gesagt: „Nein, mir geht es ganz und gar nicht gut“. Jedoch hatte ich Angst, mich jemandem anzuvertrauen und über meine eigentlichen Probleme zu reden.

Als es mir im Laufe der Zeit jedoch aufgrund des Gewichtsverlustes auch körperlich immer schlechter ging, sollte ich von meinen Eltern aus zu einer Therapeutin gehen. Aber auch dort konnte ich mich nicht wirklich öffnen, weshalb mir die Therapie kaum geholfen hatte. Ich hatte mir die ganzen Jahre über so sehr jemanden gewünscht, der mich einfach in den Arm nimmt und dem ich vertrauen kann. Doch vermutlich war ich dazu selbst noch nicht bereit.

Ich habe mir Hilfe gesucht

Nach einigen Jahren (in denen zu der Essstörung auch noch schwere Depressionen kamen) und vielen Tiefs (inklusive Suizidgedanken), fasste ich mit 20 Jahren endlich den Mut mir intensive Hilfe zuzugestehen. Ich begann meinen ersten stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Rückblickend der beste Schritt, den ich gemacht habe. Auf den ersten Aufenthalt folgten noch drei weitere, in denen ich zuerst körperlich wieder stabiler wurde und dann nach und nach an den Hintergründen der Essstörung und der Depression arbeiteten durfte. Dazwischen war und bin ich wöchentlich in ambulanter Therapie.

Zugegebenermaßen waren die letzten beiden Jahre die anstrengendsten meines Lebens. Aber es waren auch die Jahre, in denen ich langsam wieder lernte, was es heißt, nicht nur zu ÜBERleben, sondern wirklich zu LEBEN! Auch wenn ich definitiv noch nicht gesund bin und noch ein längerer Weg mit einigen Baustellen vor mir liegt, habe ich in den letzten beiden Jahren so viel über mich selbst erfahren und auch ganz viel liebe Menschen kennengelernt, die mich auf meinem Weg begleitet haben und begleiten.

Es ist nie zu spät sich Hilfe zu suchen

Egal, wie ausweglos eure Situation scheint oder wie lange ihr schon krank seid – es ist nie zu spät, sich jemandem anzuvertrauen und sich professionelle Hilfe zu holen. Erlaubt es den Menschen in eurem Umfeld, euch zu unterstützen, auch wenn es schwer fällt. Ihr macht das für euch und für eure Zukunft. Denkt immer daran, was ihr im Leben erreichen wollt! Ihr schafft das! Durch die Angst ist aus der Angst.



Wenn du gerade mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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