Nicks Geschichte

Ich bin 23 Jahre alt und mache eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel. Die erste Ausbildung habe ich kurz vor Schluss abgebrochen, ich bin spielsüchtig und von meinen letzten Beziehungen sehr geprägt.

Ich habe nicht an mich selbst geglaubt

2013 habe ich eine Ausbildung zum Elektroniker begonnen. Wir waren viele Lehrlinge aus ganz Deutschland. Nach 1,5 Jahren ging es dann auf Montage. Dort wurde ich von Kolonne zu Kolonne geschickt, denn meine Kollegen haben mich nicht länger als 6 Monate ausgehalten. Ein Azubi, der den Mund aufmacht, so was gibt’s doch nicht?!

Nach meinen zwei Nahtod-Erfahrungen durch Beinahe-Unfälle auf der Arbeit und dem Wechsel in eine andere Kolonne habe ich dann das Handtuch geworfen. Das 3. Lehrjahr war zu Ende und hätte nur noch ein halbes Jahr gedauert. Aber ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Ich hatte sowieso nicht daran geglaubt, die Abschlussprüfung bestehen zu können.

Mich quälten ständige Identitätsfragen

Nach meiner Kündigung habe ich mich erst einmal arbeitslos gemeldet. Ich war um genau zu sein 1 Jahr arbeitslos, oder wie ich es nenne in einer Selbstfindungsphase. Was will ich machen? Was liegt mir? Du kannst doch nichts. Du bist doch unfähig. Sollte ich was an mir ändern? Bin ich zu direkt? Diese Fragen haben mich lange sehr verunsichert.

Doch dann fand ich eine Berufsgruppe, die mir sehr gefiel. Der Handel, speziell der Einzelhandel. Dort habe ich auch im letztem Jahr meine Ausbildung angefangen. Ein Viertel Jahr vor der Ausbildung habe ich schon angefangen als Aushilfe zu arbeiten. Das schöne daran sind die festen Arbeitszeiten, der kurze Arbeitsweg und das Kollegial.

Die Nächte waren schlaflos und angsteinflößend

Meine damalige Freundin und ich haben gemeinsam immer viele Horrorfilme geschaut, auch paranormale Filme. Der Nervenkitzel der Filme reichte ihr aber irgendwann nicht mehr aus, sie wollte das am eigenen Leib erleben. Wir haben uns also mit unseren Freunden getroffen, um Gläser zu rücken. Weil sich keiner traute zu sprechen, habe ich versucht mit einem Geist zu kommunizieren.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass das ein großer Fehler war. Kurz darauf hatte ich eine heftige Schlafparalyse und immer wieder verfolgten mich paranormale Gedanken und Fantasien. Das hat mir den Rest gegeben.

Also ging ich zum Arzt und bekam eine Überweisung zum Psychologen. Der früheste Termin war allerdings vier Wochen entfernt. Ich war arbeitslos und eigentlich immer allein zuhause. Aber ich fühlte mich nicht allein. Ständig liefen mir kalte Schauer über den Rücken.

Am Tag des Termins schilderte ich dem Psychologen meine aktuelle Lebenssituation und mein „Erlebnis“. Sie sagte deutlich, dass ich keine Horrorfilme mehr schauen sollte und versuchen müsse mich abzulenken. Den ganzen Tag. Das hat glücklicherweise ganz gut geklappt, denn kurz darauf war ich im Einzelhandel als Aushilfe eingestellt worden. Ich hatte also wieder eine Aufgabe und verbrachte nicht mehr so viel Zeit zuhause. Auch die Beziehung, die mir offensichtlich nicht gut tat, hatte ich beendet.

Danach ging es für mich etwas bergauf. Leider nicht lange.

Ich fühlte mich besser, begann meine neue Ausbildung und lernte eine neue Frau kennen. Eine, die vier Jahre älter war als ich. Wenn ich Berufsschule hatte, schlief ich immer bei ihr. Zum Anfang war es echt schön und ich hatte sehr um sie gekämpft, allerdings wurde es dann komisch. Ich konnte mich ihr nicht öffnen und schaffte es nicht Vertrauen aufzubauen.

Leider kamen immer mehr Eigenschaften auf, mit denen ich Schwierigkeiten hatte. Der Stress in meiner Beziehung und auf der Arbeit machten mich immer emotionsloser. Ich war ausgebrannt und fühlte mich leer. Ich habe nicht mehr viel gesprochen, habe nur noch an die Arbeit gedacht und bekam zunehmend Probleme beim Einschlafen.

Die Tabletten machten mich zu einer leeren Hülle

Kein Tag verging mehr ohne Alkohol. Ich habe nicht mehr gelebt, sondern nur noch funktioniert. Ich zeigte erste Anzeichen von einem Burn-Out. Ich habe mich kurz darauf von der Frau getrennt und ging wieder zum Psychologen. Mir wurde eine Depression diagnostiziert und ich bekam Psychopharmaka verschrieben.

Die Wirkung war sehr wechselhaft. Sie wirkten positiv und negativ. Und ich habe viele Nebenwirkungen erlebt. Ich war hochkonzentriert, ließ mich nicht ablenken. Nicht ein einziges Mal hatte ich das Verlangen nach körperlicher Nähe. Ich empfand keine Liebe, selbst für meine Mutter nicht. Selbst Mitleid empfand ich nicht. Mich hat nichts mehr aufgeregt, auch Dinge, durch die ich früher völlig aus der Haut gefahren wäre. Alles war mir egal.

Dafür habe ich nachts heftige Schweißausbrüche gehabt, geraucht wie ein Schornstein und war fast täglich betrunken. Außerdem hatte ich meine Aggression nicht im Griff. Wenn ich provoziert wurde, rastete ich aus. Mein Bruder hat mich dafür gehasst und das war der Punkt, an dem ich diese Tabletten abgesetzt habe. Es ging mir auch ohne die Tabletten gut, bis heute.

Die Spielsucht

In der Zeit meiner Arbeitslosigkeit entdeckte ich Online-Lotto für mich. Bequem von zu Hause aus gewinnen. Einer der größten Fehler in meinem Leben. Aus 10 Euro Einsatz wurden 20 Euro, und so weiter…

Am Ende blieb ein Haufen Schulden und kein nennenswert großer Gewinn. Aus Angst noch weiter in die Schulden abzurutschen, habe ich vor zwei Wochen diese Website für mich gesperrt. Der erste Schritt in die richtige Richtung.

Schaffe ich es?

Bisher konnte ich mich gut ablenken. Das lag aber auch nur daran, das auf der Arbeit die Hölle los war. Personalmangel, das heißt Überstunden. Ich bemerke, dass ich mich langsam wieder ausgebrannt fühle. Die Gleichgültigkeit von damals schleicht sich wieder ein und ich funktioniere mehr als ich wirklich lebe.

Ich habe mir hohe Ziele gesetzt. Ich möchte Marktleiter werden, aber schaffe ich das? Meine Leistungen in der Berufsschule sind sehr gut und ich kann Verantwortung übernehmen. Aber was nützt mir das, wenn ich es psychisch nicht schaffe?

Halte durch, egal was du gerade erlebst

Vielleicht ist es nur eine Phase. Ich denke einfach positiv, denn es kommen Zeiten, in denen es weniger stressig für mich sein wird. Ich werde auch irgendwann mal wieder abschalten und auftanken können.

Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest, möchte ich dich ermutigen durchzuhalten! Es kommen bessere Zeiten. Es werden entspannte Tage kommen. Tage, an denen man mit sich selbst zufrieden ist und auch nicht ständig von der Arbeit träumt. An denen man in den Urlaub fahren und einfach alle Sorgen zuhause lassen kann. Eins musst du dir immer wieder sagen: „Ich schaffe das!“


Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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