Hallo, ich bin Lena, bin 19 Jahre alt, beende derzeit mein Freiwilliges Soziales Jahr. Im Anschluss werde ich mein Studium in Berlin beginnen.
Viele glauben nicht, dass man in gutem Hause Probleme haben könne
Ich bin in einem sehr gut-situierten Elternhaus groß geworden. An Geld hat es uns nie gefehlt. Meine Familie und ich lebten in einem schönen Haus am Stadtrand von Berlin. Das mag zunächst alles ganz nett klingen, aber genau das stellte letztlich die größte Herausforderung für mich dar.
Denn zuhause lief es nicht wirklich gut. Meine Eltern sind beide Lehrer und besonders meine Mutter hat sich immer stark für ihre Schüler eingesetzt. Da war es für andere immer schwer nachzuvollziehen, dass es zuhause teilweise sehr krisenhaft war.
Es „müsste“ mir doch gut gehen
Ich möchte nicht zu viel ausholen, aber die Situation zuhause wurde so schlimm, dass ich in Suizidgedanken und in sehr instabile Phasen rutschte. Ich zog mich nur noch zurück, habe geradezu ein Parallelleben geführt, bis ich während einer Eskalation meinen Eltern sagte, dass wir eine Therapie bräuchten.
Und da kam der Satz, den ich schon so oft gehört habe: „Dir geht es doch gut, was ist denn dein Problem.“ Leider konnten mir aber die Private Krankenversicherung, das große Haus oder das Einkommen meiner Eltern nicht aus meinen Problemen hinaus helfen. Und es hat sehr lange gedauert, bis ich das wirklich begriffen habe.
Meine Therapeutin und der Jugendnotdienst, wo ich später war, hatten dann zum ersten Mal nur mich im Fokus. Dort wurde erstmals wirklich darauf gehört, wie schlecht es mir ging. Nicht, wie viel meine Eltern verdienen. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für viele sehr viele schwer vorstellbar ist, dass jemand aus gutem Hause Probleme hat.
Der Durchbruch war endlich ernstgenommen zu werden
Beim Jugendnotdienst habe ich damals heulend von meinen Suizidgedanken erzählt und im selben Atemzug erklärt, dass meine Eltern Lehrer sind, dass sie ja verbeamtet sind und wir in einem großen Haus leben und und und. Doch dann unterbrach mich die Frau.
Sie sagte mit einem sehr harschen Unterton: „Das mag ja alles sein, aber wo sind deine Eltern jetzt? Was bringt dir das Geld deiner Eltern jetzt gerade?“ Da wusste ich keine Antwort. Dann begann sie mir zuzuhören und mit mir nach Lösungen zu suchen.
Nimm dich selbst ernst!
Sucht euch Hilfe und nehmt euch selbst immer ernst. Verfallt nicht erst in destruktive Verhaltensweisen wie ich. Ihr könnt eure Eltern nicht ändern. Oder manche Umstände in denen ihr euch befindet. Aber euch selbst und eure Perspektive.
Nur weil für andere deine Situation scheinbar perfekt oder beneidenswert ist, heißt das nicht dass sich das wirklich so anfühlen muss und dass es zwangsläufig real ist. Deine Gefühle und Probleme sind relevant und sollten in jeder Situation ausgesprochen werden. Du darfst deine Gefühle zulassen.
Wenn du gerade mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.