Ich bin Nele, 20 Jahre alt und mache seit einem Jahr eine Ausbildung zur Krankenschwester. Es hat mit 15 angefangen, dass ich gemobbt wurde. Also als ich in der 7. Klasse war.
Ich passte einfach nicht dazu
Zuerst waren es „nur“ Kleinigkeiten. Ich habe mir immer alle Mühe gegeben um dazu zu gehören. Habe das gemacht, was die anderen machten. Und trotzdem gab es immer etwas an mir auszusetzen. Ich fing an mich selbst zu verletzen, als Ventil für den Druck den ich ertragen musste.
Das habe ich schließlich eines Tages meiner Mutter gesagt. Da ich mich jemandem öffnen musste. Seitdem war sie rund um die Uhr (teilweise auch nachts) bei mir, da sie sich so große Sorgen machte. Doch genau das wollte ich nicht. Ich wollte keine Last für andere sein.
Irgendwann begann meine Klasse, mich auszulachen und Dinge von mir zu verstecken oder wegzuschmeißen – bis dahin, dass sie mich beim vorbeigehen anrempelten und mich schubsten. Einfach so, natürlich. Auf einer Klassenfahrt ging es dann so weit, dass ich sexuell genötigt wurde. Von meinen eigenen Mitschülern.
Ich hatte ständig Flashbacks
Immer wieder holten mich die Erinnerungen an die Nötigung auf der Klassenfahrt ein. Ich wollte dass diese Erinnerungen verschwinden. Aber sie wollten mich nicht gehen lassen. Ich wollte sterben. Nur noch verschwinden. So ekelig und schwach wie ich mich fühlte, wollte ich diese traurige Existenz einfach nur auflösen. Lasten sind Probleme und Probleme müssen weg, dachte ich mir. Also versuchte ich das alles mit Tabletten zu beenden.
Darauf hin kam ich die KJP(Kinder-und Jugendpsychiatrie) und war zunächst 4 Wochen auf der geschlossenen. Anschließend wurde ich zum Glück direkt auf die Offene verlegt. Dort war ich insgesamt 6 Monate. Ich bekam die Diagnose ptbs (posttraumatische Belastungsstörung) und mittelschwere Depressionen.
Der Weg ist nicht leicht, aber effektiv
Am meisten geholfen hat mir jedoch eine 3 Jährige Traumatherapie die ich im Anschluss machte.
Es war ein sehr schwerer Weg. Mein Glück dabei war, eine so hervorragende und einfühlsame Therapeutin gefunden zu haben. Sie hat mir geholfen wo sie konnte. Ich hatte mit Flashbacks und starken dissoziativen Zuständen kämpfen. Einmal bin ich so dissoziiert dass ich einfach aus der Schule gegangen bin und dann irgendwo an einer Straße saß…
„Wer mich nicht mag, kann gehen!“ Das ist das was ich mir jetzt und heute denke wenn ich dummen Menschen begegne. Ich gehe diesen Menschen aus dem Weg und bin gleichzeitig damit ihr eigener Spiegel. Ihr Spiegelbild. Sich Hilfe zu holen ist immer okay. Egal bei was. Ich selbst musste das lernen. Aber du kannst es auch.
Aktuell bin ich glücklich mit meinem Leben. Ich bin um einiges stärker und selbstbewusster geworden.
Anstatt mich klein zu machen und vor meinen negativen Gefühlen zu verstecken, gehe ich in die Offensive, stelle mich meinen Gefühlen und zeige sie auch. Ich bin ich. Und das ist gut so. Geteiltes Leid ist halbes Leid!
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.