Wenn ein:e Angehörige:r manisch-depressiv ist

Es gibt einige Krankheitsbilder psychischer Erkrankungen, die für viele Menschen recht klar vorstellbar sind. Eine bipolare Störung hingegen ist für viele Menschen eher abstrakt. Während eine unipolare Depression eine sich ausschließlich in depressiven Episoden äußernde Erkrankung darstellt, wechselt sich dies bei der bipolaren Störung mit manischen Episoden ab.

Meist überwiegen auch bei der bipolaren Störung die depressiven Episoden, doch zwischen diesen erlebt der/die Erkrankte manische Phasen, die von einem extremen Hoch geprägt sind. Beide dieser Episoden können jeweils unterschiedlich starke und lange Ausmaße haben.

Bipolare Störungen erkennen

Oft ist es für Angehörige zunächst schwierig, zu erkennen, dass eine bipolare Störung vorliegt. Was gibt es also für Merkmale?


Die manische Episode

Typische Merkmale einer akuten manischen Episode sind zum Beispiel stark gesteigerte Aktivität, Rastlosigkeit, ein starker Rededrang, der geprägt ist von heftigen Ideen- und Gedankensprüngen. Das macht es oft schwierig, ein Gespräch zu führen.

Die Konzentrationsfähigkeit eine:r:s Betroffenen lässt nach und das Verhalten wird zunehmend unbedacht und teilweise rücksichtslos. Das Bedürfnis nach Schlaf nimmt ab, durch den Schlafmangel können bestimmte Symptome weiter verstärkt werden. Oft werden Menschen in manischen Episoden als größenwahnsinnig wahrgenommen. Viele Maniker:innen neigen zu Spontankäufen bis hin zu regelrechten Kaufräuschen, die oft finanzielle Probleme zur Folge haben.

Bei schweren Manien können auch psychotische Symptome wie Verfolgungswahn hinzukommen. Man unterscheidet hier jedoch zwischen Manie und Hypomanie. Die Symptome einer Hypomanie ähneln denen einer Manie, sind aber weniger schwer ausgeprägt. Bei einer Hypomanie bleiben beispielsweise die Wahnvorstellungen aus. Zwar ist die hypomanische Episode weniger stark ausgeprägt, sie wird jedoch von Angehörigen ebenfalls als unangemessen und unangenehm erlebt und sorgt für zwischenmenschliche Probleme.

Die depressive Episode

Diese mehr oder weniger extreme manische Episode wird von einer depressiven Episode „abgelöst“. Diese ist gekennzeichnet durch Antriebslosigkeit, Selbstzweifel, Schuldgefühle und tiefe Niedergeschlagenheit. Auch hier treten Schlafprobleme auf. Betroffene leiden außerdem unter erhöhter Suizidgefahr.

Während die Betroffenen inmitten einer manischen Episode oft nicht erkennen können, dass eine solche vorliegt, lösen die Konsequenzen des Handels in jener Episode anschließend oft Ratlosigkeit und Verzweiflung aus.

Was kann man als Angehörige:r tun?

Ein Leben mit manisch-depressiven ist für die Angehörigen eine große Herausforderung. Diese Beziehungen sind oft geprägt von einem Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Außerdem ist das Verhalten eine:r:s Betroffenen in der manischen Episode oft rücksichtslos und verletzend. Dies ist für Angehörige sehr schwer zu ertragen.

Besonders erschwert wird die Situation dadurch, dass Erkrankte in manischen Episoden selbst oft nicht erkennen können, dass eine solche vorliegt, sie wollen deshalb auch oft keine Behandlung in Anspruch nehmen. Die Kommunikation ist oft aggressiv und unangenehm. Angehörige können die betroffene Person nicht stoppen und fühlen sich dadurch verängstigt und völlig ratlos.

Es wird geraten, abzuwarten, bis die Manie vorüber ist, um dann über das Erlebte während dieser Episode sprechen zu können und Vorkehrungen für kommende Episoden zu treffen. Außerdem kann es helfen, darauf zu achten, dass Betroffene in ihrer Episode Ruhe und Rast erfahren. Es ist sinnvoll, Gespräche mit den behandelnden Ärzten zu führen und diese darauf aufmerksam zu machen, dass eine akute manische Episode vorliegt.

Während der depressiven Episode sind Angehörige ebenfalls oft relativ hilflos. Denn klassische „Stimmungsaufheiterungen“ sind wirkungslos. Angehörige können den Betroffenen hier zur Seite stehen und versuchen, den Alltag etwas zu strukturieren. Auch hier ist es je nach Ausprägung ratsam, mit einem Arzt zu sprechen. Sollten beispielsweise Suizidgedanken auftauchen, sollten Schritte zu einer stationären Behandlung eingeleitet werden.

Mit den Betroffenen sprechen

Auch wenn es schwer ist, sollten Angehörige mit den Betroffenen über ihre Wahrnehmung der Situation sprechen. Betroffene fühlen sich nicht krank. Dies macht es für sie fast unmöglich selbst zu erkennen, dass etwas nicht stimmt. Wenn die Konfrontation auf zu großes Missverständnis stößt ist es ratsam abzuwarten, bis der/die Betroffene wieder zugänglicher ist.

Hilfe für Angehörige

Bipolare Störungen sind ein langfristiger Begleiter und beeinflussen dadurch auch nachhaltig das Leben der Angehörigen. Angehörige müssen oft erst ihre Grenzen kennenlernen und sensibilisiert werden, was der Person und was der Erkrankung zuzuordnen ist. All das erfordert unheimlich viel Kraft. Selbsthilfegruppen für Angehörige sind dadurch oft eine große Hilfe. Die deutsche Gesellschaft für bipolare Störungen e.V. bietet Beratungen an und gibt genauere Informationen.

Es ist ganz wichtig, gerade bei hypomanischen Episoden, dass man sich selbst glaubt. Sehr oft sehen andere bei der betroffenen Person nur eine ausgeprägte Kreativität, eine spezielle Persönlichkeit oder einen außerordentlichen, teilweise faszinierenden Tatendrang. Wenn man als enge:r Angehörige:r hier jedoch eine dem Krankheitsbild entsprechende Episode erkennt, dann sollte man sich hier nicht verunsichern lassen!

Ich möchte Angehörigen mit auf den Weg geben, sich selbst ebenfalls Unterstützung zu suchen. Das Leben mit einer betroffenen Person ist geprägt von Herausforderungen und Ratlosigkeit. Angehörige sollen hierbei nie vergessen, auch auf sich selbst Rücksicht zu nehmen.




Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.


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2 Responses

  1. Hallo. Mein Mann (68) ist manisch-depressiv seit vielen Jahren. Leider wurde das früher nie erkannt und daher nie behandelt. Wie ich ihn 2013 kennen lernte, war er aufgrund des Todes seiner ersten Frau depressiv. Trotzdem war er aufmerksam und vor allem sein liebes Herz, was er immer hat und hatte, nahm mich (65) für ihn ein. Ich gab ihm einige Zeit Halt. Seit etwas 5 Jahren jedoch werden die Phasen – beidseitig – schwerer und länger. Mittlere Phasen gibt es kaum noch. Glücklicherweise erkannte ich sehr schnell, dass er eine damals depressive Phase hatte und drängte auf einen Besuch bei einem Psychiater. Dort geht er regelmäßig – mit meiner Begleitung – hin. Da ich von seiner Familie (seinen Töchtern) keinerlei Unterstützung, sondern eher Vorwürfe bekomme, ist diese Situation sehr belastend für mich. Nun kommen seit ca 4 – 5 Monaten noch stärkere Gedächtnisausfälle und -Lücken dazu, die auch von außen stark wahrgenommen werden. Er hat in Kürze dazu einen längeren Test. Könnte diese Gedächtnissfehlfunktion eine Auswirkung einer seit ca 5 Jahren erkannten bipolaren Störung sein? ( Selbstverständlich habe ich, nach Erkennen seiner Krankheit, mir eine Therapeutin gesucht, um mit diesen Belastungen richtig umgehen zu können und den Stress etwas abbauen zu können. Gibt es Selbsthilfegruppen Angehöriger in Kreis/Stadt Düren? Vielen Dank! B.Hages-Coco

    1. Liebe Birgit,

      vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Offenheit. Diese Situation ist ganz sicher sehr herausfordernd und erfordert vor allem über die Jahre sehr viel Kraft. Ein Leben als enge Angehörige einer Person mit bipolarer Störung stellt eine äußerst hohe Belastung dar. Zu den Gedächtnislücken können wir kein ärztlich fundiertes Urteil geben – sicher kann das mit den Folgen der Erkrankung zusammenhängen, das können wir aber so spontan und aus der Ferne nicht beurteilen.

      Es gibt die Gesellschaft für bipolare Störungen e.V., dort werden speziell für Betroffene und Angehörige verschiedenste Selbsthilfegruppen angeboten. Es gibt dort eine Möglichkeit die eigene Postleitzahl einzugeben und herauszufinden wo in der Nähe Hilfsangebote zu finden sind. Viele der Gesprächsgruppen finden auch online statt. Wir möchten Dich ermutigen, Dich dort zu melden und mit Menschen in Austausch zu kommen, die ähnliches durchmachen wie Du.

      Wir wünschen Dir viel Kraft und vor allem auch, dass Du dich selbst schützt.

      Alles Gute für Dich!
      Dein The cean in your mind Team!

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