Athenas Geschichte

Hallo :). Mein Name ist Athena und die Meisten, die mich kennen, würden sagen ich bin sehr positiv, immer gut gelaunt und optimistisch. Ich war aber nicht immer so ein hardcore Optimist. Eigentlich wollte ich nicht wirklich von meiner Vergangenheit erzählen und habe es mir sehr lange überlegt, ob ich diesen Text überhaupt schreiben möchte. Falls meine Geschichte allerdings auch nur einer Person helfen kann, die sich in der gleichen Situation befindet wie ich damals, dann habe ich die richtige Entscheidung getroffen und ich bereue nichts!

Meine Kindheit

Ich hatte keine perfekte Kindheit aber sie war trotzdem sehr schön. Meine Eltern haben sich öfter gestritten und deren Konflikte beeinflussten meine Beziehung zu meinem Vater. Als Kind hatte ich eine gute Beziehung zu ihm. Je älter ich geworden bin, desto kühler wurde die Beziehung zwischen uns. Ich hatte die besten Noten in meiner Klasse aber meine Eltern waren von ihren Problemen so in Anspruch genommen, dass sie mir nie sagten, dass ich gut genug war oder dass sie stolz auf mich waren.

Erfolglos habe ich trotzdem immer wieder versucht, sie stolz zu machen. Als ich 13 war, haben sie sich getrennt. Mein Vater verließ uns und für die nächsten 5 Jahre hatten wir kaum Kontakt zu einander. Da fing alles an. Mein Herz war komplett gebrochen. Zerschmettert. Wie konnte mich mein eigener Vater im Stich lassen? Ich wollte aber meine Schmerzen nie zeigen.

Ich war stark

Obwohl ich die Jüngste war, wollte ich die Stärkste für meine Familie sein. Und das war ich auch. Ich war stark für sie und war für jeden Einzelnen da aber jeden Tag starb ein Teil von meiner Seele. Meine Mutter und meine Geschwister kamen zu mir mit ihren ganzen Problemen und ich habe gerne zugehört und ihnen geholfen. Meine Freunde kamen zu mir mit ihren Problemen. Ich war die, die immer für jeden da war. Ich habe nur gelächelt, dabei habe ich meine eigenen Wunden komplett versteckt. Meine Sorgen, Gefühle, Probleme, meine Gedanken, meinen Schmerz; ich habe alles in mich rein gefressen.

Ich hatte keinen, mit dem ich über alles reden konnte. Ich war sehr pessimistisch, voller Hass und Wut gegenüber meinem Vater, war tief verletzt und fühlte mich von Tag zu Tag schlechter. Ich habe immer wieder alleine in meinem Bett geweint. Ich habe nur noch traurige Musik gehört und keine Hoffnung und kein Lebensglück mehr gespürt. Ich habe mein Lächeln verloren. Ich habe meine Identität verloren. Ich habe mich verloren.

Ritzen

Ich fing an, mich zu ritzen. Der Schmerz war zu viel für mich. Ich konnte ihn nicht mehr ertragen. Nachts ertrank ich in meinen Gedanken und versuchte immer wieder erfolglos meinen Wunden zu entfliehen. Ich fing an mich immer heftiger und regelmäßiger zu ritzen. Nur dadurch konnte ich meine Schmerzen bewältigen. Meine seelischen Wunden haben mich so sehr überfordert, dass ich meinem Körper  physische Wunden zufügen musste, um meinen Gedanken für einige Minuten entkommen zu können.

Das Ritzen war für mich wie eine Droge. Meine Familie bekam davon gar nichts mit. Meine Geschwister kamen zu mir mit ihren alltäglichen Problemen, ohne zu wissen, dass ich selbst schon aufgehört hatte zu kämpfen. Meinen Vater habe ich schrecklich vermisst aber gleichzeitig auch gehasst.

Ich habe angefangen mir mehr und mehr Fragen zu stellen. Warum fühlte ich mich einsam, verzweifelt, verloren und ungeliebt? Warum fühle ich so viele Schmerzen? Warum mache ich das Ganze durch? Ich glaube ja an Gott, aber warum lässt er das zu? Warum dachte ich, ich sei nicht gut genug? Vielleicht bin ich tatsächlich nicht gut genug. Vielleicht habe ich es echt nicht verdient geliebt zu werden. Vielleicht wäre es besser, wenn ich nicht mehr leben würde.

Suizidversuch

Eines Tages wurde mir alles zu viel, ich wollte mich umbringen. Ich ritzte mich mehr und tiefer als je zuvor, aber es kam einfach kein Blut. Das war mein erster erfolgloser Selbstmordversuch. Da ich aber sehr verzweifelt und stark deprimiert war, habe ich es ein zweites Mal probiert. Ich habe um die 40-50 starke Schmerztabletten zu mir genommen und mir wurde sehr schwindelig. Ich war froh, dass ich endlich mein Ziel erreichen konnte. Ich habe mich von meiner Familie verabschiedet, sie wussten gar nicht Bescheid. Dann habe ich mich ins Bett gelegt. Kurz bevor ich meine Augen schloss habe ich es leicht bereut.

Am nächsten Tag bin ich ganz normal aufgewacht, als wäre nichts passiert. In diesem Moment habe ich es begriffen. Vielleicht soll ich nicht aufgeben. Vielleicht soll ich nicht sterben. Vielleicht soll ich leben. Für diese Erkenntnis habe ich zwei Selbstmordversuche gebraucht. Ich hatte das Gefühl, Gott hat mir noch eine Chance gegeben zu leben und ich wollte Gott und meinem Leben nun auch eine neue Chance geben. Ich bekam neue Hoffnung und hatte das Gefühl, dass mir eine Last genommen wurde.

Mein altes Ich

Jeden Tag aufzustehen und sich zu sagen, dass es besser wird und dass ich den Tag überleben werde, war ein Kampf. Am Anfang schien es fast unmöglich, aber nach einer Weile wurde es einfacher. Ich habe aufgehört traurige Musik zu hören und versucht, mehr auf die positiven Dinge im Leben zu achten. Inzwischen ist die positive Einstellung zu einer Gewohnheit geworden. Aus meinen Wunden wollte ich Kunst schaffen. Ich fing an zu zeichnen und meine Gefühle auf Blätter zu fassen. Dadurch habe ich die Möglichkeit bekommen, das Gift rauszulassen, anstatt es in mich reinzufressen.

Zwei Jahre habe ich gebraucht, bis ich wieder mein altes Ich finden konnte. Das alte Ich, was ich schon längst verloren hatte. Ich war innerlich tot aber ich fing langsam wieder an zu leben. Mein Lebensglück, mein Lächeln, meine Identität und meine Freude kamen zurück. Ich habe begriffen, dass ich nicht immer stark sein muss. Jede schlechte Situation hat mich zu der Person geformt, die ich heute bin. Ich entschied mich, jeden Tag voller Freude zu genießen und anderen das Leben durch meine positive Einstellung zu verschönern.

Alles wird gut

Vielleicht kannst Du gerade nicht mehr. Du bist müde vom Leben und vom Durchhalten. Vielleicht kannst Du Deinen Schmerzen nicht mehr ertragen und willst nicht mehr leben. Ich sag Dir, tu es nicht! Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Das sage ich Dir nicht, weil es ein cooles Zitat ist, was ich auf Tumblr gelesen habe sondern, weil ich es selbst durchgemacht habe. Du bist nicht alleine. Gib nicht auf. Alles wird gut. Glaub mir. Alles wird gut. Du bist geliebt, gewollt und ohne Dich wäre die Welt total schrecklich. Du schaffst es. Ich bin stolz auf Dich!

 

 


Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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