Melanies Geschichte

Mein Name ist Melanie, ich bin 19 Jahre und stecke inmitten eines Intensivstudiums.

Angefangen hat alles 2013. Wow, schon so lange kämpfe ich um Freiheit.
Ich bin nicht perfekt und auch ganz bestimmt nicht nah dran. Ich hatte es immer etwas schwerer. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich bin übergewichtig. Ich war nie dünn. Vielleicht liegt es in den Genen, vielleicht bin ich einfach nicht dafür gemacht.

 

Ein Schritt zu weit

Es ist nicht leicht in der heutigen Welt, wenn man nicht Size Zero trägt… Es wurde ständig über mich hergezogen. Ich hätte eine Hand gebraucht, die mich festhält und hochzieht, doch das Loch in dem ich feststeckte schien zu tief.  Mitten drin und fürchterlich alleine, unglücklich und verloren. Niemand hat mich verstanden. Keiner wollte mir zuhören. Keine Hand, die auf mich zu kam. “Bis hierhin und nicht weiter” habe ich mir immer gesagt. Bis ich doch einmal einen Schritt zu weit ging. Es war ein kleiner, nicht tiefer Schnitt. Eine Narbe die mich für immer begleiten wird. Der Schmerz den ich fühlte, er zeigte mir, dass ich am Leben war. Eigentlich sollte diese Narbe die Einzige bleiben, die meine Haut schmücken würde. Doch geht man einen Schritt, macht man daraufhin auch automatisch den nächsten…

 

Hilfeschrei

Ich stand ständig unter Druck. “Mach deinen Abschluss und dann kommt die Zukunft”. Lernen für gute Ergebnisse und gleichzeitig am Leben bleiben.
Ich wollte weg. Einfach mal raus. Es gab so viele Zeichen und niemand hat sie gesehen. Und falls doch, hat niemand sie sehen wollen. Ein Loch, aus dem man nicht alleine raus kommt. Du stehst unten und alle schauen auf dich hinab. Dir werden vereinzelt Hände gereicht, aber keine schafft es dich zu packen. Denn wie soll dir geholfen werden, wenn sich niemand in deine Situation hineinversetzen kann, wenn keiner deine Gedanken versteht. Das Warum und Wie. Ich konnte nicht mehr. Schließlich habe ich meinen Hilfeschrei so deutlich gemacht, dass ihn keiner mehr übersehen konnte.

 

Rückschlag

Schließlich wurde ich an eine Therapeutin überwiesen. Ich kam in medikamentöse Behandlung und habe den Kampf um mein Leben neu aufgenommen. Ich wollte leben. Leben und frei sein. Doch erschöpft wie ich war, schaffte ich es nicht aus meinem Loch zu kriechen. Mit letzter Kraft konnte ich mich zusammenreißen. Eine Ebene höher krabbeln, doch wie lange würde ich mich dort halten können? Ich schaffte es eine ganze Weile, doch dann kam der Rückschlag. Intensiv Studium, 15 Monate durchpowern. Ich versuchte mich mit der Aussicht auf Freiheit zu motivieren, doch das war leichter gesagt als getan. Monat 6 von 15. Ich bin an Ende. Der Druck, der Stress.

Ein Zusammenbruch folgte auf den anderen. Schlaflosigkeit ohne Ende. Erschöpfung pur.

Ich wollte meiner Haut keine Narben mehr zufügen, ich habe gekämpft. Und ich dachte ich den Kampf gewonnen zu haben.
Ich war stark genug, der Klinge zu untersagen, doch habe dabei ich nicht gemerkt, dass meine Finger(nägel) eine eigene Waffe sind. Ich fing an mir die Haut aufzukratzen. Rot. Geschwollen. Blutig. Der Schmerz tat gut. Ich wusste es war falsch, aber ich fühlte sonst nichts mehr. Keinen Schmerz. Nichts. Einfach nur Leere.
Als wäre nur noch ich eine Hülle meiner Selbst.

 

Der Kampf

Ich werde den Kampf nicht aufgeben. Ich werde mich Ebene für Ebene nach oben kämpfen.
Ich werde warten. Bis die Hand kommt die mich endlich komplett aus meinem dunklen Loch raus ziehen wird.
Ich weiß sie wird kommen… Trotz Kampf habe ich meine Schullaufbahn geschafft.

Ich habe Menschen gefunden, die mich in meinem Kampf begleiten und ihn manchmal leichter machen.

Ich habe Narben. Und jede Narbe ist ein Zeichen dafür, dass ich den Kampf nicht aufgegeben habe.
Es sind nur kleine Erfolge, aber ich merke, dass die kleinen manchmal die Besten sind.

 

Ihr seid nicht alleine!

Auch wenn ihr nicht mehr könnt und vor allem weg rennen wollt, es gibt eine Hand die nach euch greifen wird. Manchmal lässt sie sich Zeit, damit wir lernen zu verstehen. Aber sie wird zugreifen, euch packen und aus dem Loch rausholen. Ihr seid nicht alleine! Wir sitzen alle im selben Boot und so lange wir rudern, werden wir auch den schlimmsten Sturm zusammen überleben und niemals kentern.

 

 

 


Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

 

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