Mein Name ist Dana, ich bin Studentin und kenne dunkle Lebensphasen seit meiner frühen Jugend. Seit etwa einem Jahr hat das Ganze den Namen Depression und ich habe seitdem viel über mich selbst gelernt.
Ich hatte schon immer das Gefühl anders zu sein
Doch zunächst ein Blick zurück: Ich war kein unglückliches Kind, ich saß nicht still in irgendwelchen
Ecken. Ich war neugierig, sozial, redegewandt. Und wahnsinnig verletzlich. Das Gefühl, anders zu
sein, begleitet mich schon sehr lange. Ich versuchte den Spagat zwischen Sich-Hervortun und
Dazugehören-Wollen – und scheiterte oftmals. In der Pubertät eckte ich an und jeder Angriff von
anderen war ein Volltreffer.
Ich dachte, diese Traurigkeit wäre normal
Meine dunklen Zeiten kamen und sie gingen wieder vorbei. Mir war nicht klar, dass diese tiefe
Traurigkeit, die mich zeitweise überkam, anderen Kindern und Jugendlichen fremd war. Ich war (und
bin) ehrgeizig, versuchte oft, allen zu gefallen – während ich mir selbst eigentlich nie wirklich gefiel.
Ich war abhängig von der Meinung anderer – ein eigenes Selbstbild ohne sie? Nicht denkbar!
Ich funktionierte einfach
Lange funktionierte das mehr oder minder, auch wenn sich in mir erste Zweifel entwickelten, ob mit
mir alles in Ordnung wäre. Ich schob die Gedanken immer wieder weg und machte schließlich doch
nicht den ersten Schritt, um mir Hilfe zu holen; auch aus der Angst heraus, ich würde mich nur
anstellen. Es wurde ja auch immer wieder besser. Und es ging auch weiterhin lange gut, ich machte Abitur, begann mein Studium, hatte Freunde und fühlte mich oft doch halbwegs normal. In stressigen Phasen wurde mir zwar nach wie vor alles zu viel, doch wie gewohnt vergingen sie auch wieder. Dass die Löcher, in die ich fiel, langsam tiefer wurden, habe ich nicht bemerkt.
Egal was ich tat, die Traurigkeit kam immer wieder zurück
Vor knapp zwei Jahren erholte ich mich von einer Verletzung und versuchte in diesem Zuge auch,
mein Selbst ein Stück weit zu „heilen“, indem ich mich veränderte. Ich machte viel Sport, stellte
meine Ernährung um, nahm zehn Kilo ab und dachte, ich könnte nun endlich glücklich sein. Ich hatte
Kontrolle über meinen Körper und strengte mich wieder einmal wahnsinnig an. Es half alles nichts, irgendwann kam die Traurigkeit zurück. Und blieb. Und brachte Leere. Ich füllte diese Leere mit Essen, erst unbewusst und harmlos, später bis hin zu Essattacken, bei denen ich alles durcheinander aß, bis mir schlecht wurde. Ich konnte nicht aufhören, jegliche Kontrolle war dahin. Auch in vielen anderen Lebensbereichen ging es bergab, ich wurde immer einsamer, immer trauriger, bis mir irgendwann erst alles zu viel und schließlich gleichgültig war. Ich litt und ich verurteilte mich zutiefst dafür, dass ich nicht in der Lage war, mich wieder in den Griff zu bekommen.
Ich ging zur Therapie und begann zu Schreiben
Das Ganze bekam den Namen Depression, als ich eine Therapie begann. Das war Schock und
Erleichterung zugleich. Ich wusste endlich, dass ich mich eben nicht nur angestellt hatte. Kurz vor dem Therapiebeginn bekam ich den Drang, meine Not zu auszudrücken, ich wollte gesehen und verstanden werden. So kam ich zum Schreiben und Bloggen, beides habe ich seitdem beibehalten. Indem ich nach Metaphern für meine Gefühle und Erlebnisse gesucht habe, war ich zusätzlich zur Therapie damit beschäftigt, mich zu reflektieren und auf meine eigene Spurensuche zu gehen.
Ich lerne mich selbst zu akzeptieren
Viele persönliche Gespräche haben mir außerdem geholfen und ich war oft erstaunt darüber, wie viel
Zuspruch und Unterstützung ich bekommen habe. Dafür bin ich noch immer wahnsinnig dankbar.
Schlechte Tage habe ich auch jetzt noch und „geheilt“ bin ich auch nicht. Ich bin heute auch niemand
anders als noch vor einem Jahr, aber ich bin mehr ich selbst und ich lerne, dass ich genau so in
Ordnung bin. Ich bin weit vorangekommen, auch wenn ich es ab und zu aus den Augen verliere.
Vor kurzem habe ich meine Texte in einem Buch veröffentlicht, darauf bin ich sehr stolz. Ich möchte
die Unterstützung, die ich bekommen habe, gern weitergeben. Depressionen nachvollziehbarer zu
machen, gegen Stigmatisierungen anzukämpfen und anderen Betroffenen das Gefühl zu geben, dass
sie nicht allein sind, sind meine Ziele. In Zukunft sollen meine Texte positiver werden und nicht nur
meine tieftraurigen Empfindungen widerspiegeln. Diese werden ohnehin seltener, denn ich bin
inzwischen an einem Großteil der Tage nicht mehr tieftraurig, sondern sorge dafür, dass es mir immer besser geht. Ich habe gelernt, dass es ein Stück weit auch in meiner Hand liegt, ob mir die
Depression die Sicht verstellt.
Es gibt immer Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt!
Das möchte ich auch anderen Betroffenen mit auf den Weg geben: So lapidar es klingen mag, gebt euch nicht auf, auch wenn euch danach zumute ist. Sucht nach den Dingen, für die es sich zu kämpfen lohnt! Hinterfragt, ob es nicht auch eine andere, bessere Perspektive geben kann. Ich bin sicher, ihr könnt fündig werden.
Wenn du gerade mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.