Nadjas Geschichte

Kampf gegen Mobbing

Hallo zusammen. Mein Name ist Nadja und ich bin 22 Jahre jung. Derzeit mache ich eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin und stehe gerade kurz vor meinem Abschluss.

 

Mein Leben war schon immer sehr schwer

Angefangen hat es in meiner Kindheit. Ich hatte nicht die Art von Kindheit, die man sich wünscht. Ich habe eine 3 Jahre jüngere Schwester. Seit meine Schwester auf der Welt ist, fühle ich mich fehl am Platz. Schon als kleines Kind habe ich mir immer gewünscht, dass es mich nie gegeben hätte. Und es dreht sich heute noch alles nur um sie. Ich war immer das schwarze Schaf in der Familie.

Groß geworden bin ich mit Schlägen und Bestrafungen. Mein Vater und ich hatten nie das beste Verhältnis zueinander. Es gab immer Streit. Ich durfte auch ab und zu nicht mit den anderen aus der Familie mitessen. Mein Vater ist ein Choleriker und es wurde oft geschrien. Ich war nie gut genug.

Mit gerade einmal 6 Jahren musste ich miterleben, wie mein Opa an Krebs erkrankte. Er war mein Ein und Alles. Im Alter von nur 7 Jahren musste ich dann Abschied von ihm nehmen. Ich dachte es war die schwerste Zeit in meinem Leben, doch es wurde immer schlimmer. Ich habe mir oft gewünscht, dass er zurück kommt. 

 

Meine Schulzeit war für mich die Hölle

Ich hatte immer schlechte Noten. Dann fing das Mobbing an. Eine Außenseiterin war ich schon immer, denn ich war schon immer anders als die anderen. Erst wurde ich ausgegrenzt, verspottet, lächerlich gemacht und beleidigt. Ich wurde geschlagen und herumgeschubst wie ein Gegenstand, den niemand haben wollte. Immer hatte ich das Gefühl, dass ich es nicht anders verdient hätte.

Meine Familie weiß von all dem nichts. Es hat sie noch nie interessiert, wie es mir geht. Zu dem Zeitpunkt beschloss ich, nie jemandem was von mir zu erzählen. Ich war es nicht wert. Ab dann fing ich an mich selbst zu verletzen.

Ich habe so lange mit meinen Gelenken irgendwo gegen geschlagen, bis Blutergüsse entstanden oder mir die Haut aufgekratzt bis ich blutete. Ich habe meine Wunden so manipuliert, dass sie nicht heilen konnten. Und ich fand für jede Verletzung eine Ausrede. 

 

In der Ausbildung ging der Terror weiter

Nach dem ich meinen Abschluss gerade so bestanden hatte, begann ich eine Ausbildung in der Pflege. Ich hatte große Hoffnung, dass sich alles ändern würde und ich endlich neu anfangen könnte. Doch der Schein trügte. Ich wurde von allen immer ausgeschlossen. Zudem bekam Ausschläge an den Händen, weswegen ich einen  Allergietest machte. Ich habe auf alles reagiert, was man in dem Beruf braucht. Also sprich Desinfektionsmittel, Handschuhe, Cremes…

Doch ich kämpfte weiter, denn es war der Beruf, den ich wollte. Meine Noten gingen in den Keller und das ganze ging soweit, dass mein Ausbilder zu mir sagte, dass es mit der Ausbildung nichts werden würde. Doch ich wollte nicht aufgeben, denn ich war schon immer eine Kämpferin.

Bei dieser Ausbildung lernte ich einen Praktikanten der Station kennen, auf der ich meinen Einsatz hatte. Ich bot ihm an, dass ich ihm einige Dinge über unsere Station beibringen könnte, was zunächst auch wirklich Spaß machte. Doch bald fing er an mich zu bedrängen, bis hin zu sexuellem Missbrauch. Dieses Trauma brachte mich zurück zu meinem selbstverletzenden Verhalten. Es wurde immer schlimmer und tiefer, sodass es sogar genäht werden musste. Ich hörte auf zu essen.

 

Ich war zerfressen von Selbsthass 

Der Hass wurde immer größer, bis ich versuchte mir das Leben zu nehmen. Ich habe lange Zeit mit niemandem darüber geredet. Wenige Zeit später kam ich in eine Klinik. Leider konnte ich mich dort nicht öffnen. Nach dem Klinikaufenthalt wurde ich von meiner  Ausbildungsstelle gekündigt.

In meinem neuen Ausbildungsplatz begann dasselbe Szenario von vorn. Ich habe Panikattacken bekommen, bevor ich überhaupt zur Arbeit fuhr. Doch so sollte es nicht weitergehen. Ich ging also wieder in eine Klinik. Dort habe ich zum ersten Mal angefangen über meine Vergangenheit zu sprechen. Ich konnte vier Jahre lang nie darüber reden. Doch auch in dieser Klinik konnte man mir nicht helfen.

Nach der Klinik machte ich eine Wiedereingliederung. In dieser Zeit fühlte ich einen Schutz. Doch der Terror ging weiter. Ich wurde ignoriert. Es wurde nichts mehr mit mir geredet, denn ich war ja nur ein Windhauch. Meine Selbstverletzungen wurden immer schlimmer. Und trotzdem hatte ich jedes Mal verdammtes Glück. 

 

Ich konnte mich endlich öffnen

Letztes Jahr bin ich dann mit meinem Freund zusammen gekommen, mit dem ich sehr glücklich bin. Ich habe ihm aus meiner Vergangenheit erzählt. Auch wenn nicht immer alles so einfach ist, ist er für mich da und hilft mir hoch, wenn ich mal wieder am Boden bin.

Mit diesen Zeilen möchte ich euch sagen, dass ihr nicht alleine seid. Fangt an zu reden, denn schweigen macht es schlimmer. Sucht euch Hilfe. Und egal wie schwer es manchmal ist, es gibt immer einen Weg da raus. Lasst euch nicht unterkriegen. Bleibt stark. Einer für alle und alle für einen. Und zum Thema Mobbing..
Schaut nicht weg, sondern helft! Auch Zuschauer werden zu Täter! Und das Kämpfen lohnt sich.

 


Wenn du gerade mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier für dich die ersten Hilfemöglichkeiten aufgeschrieben und auch einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.

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