Hey! Ich bin Kiron und bin 31 Jahre alt. Ich war eigentlich immer so ein Durchschnittsmensch, mit einem Durchschnittsleben und den üblichen Durchschnittswünschen/Träumen (Haus, Auto, Job, eigene Familie). Bis zum Jahr 2016. Denn da ist die Blase geplatzt, in der ich bis dahin gelebt habe.
Ich hatte einiges von dem erreicht, was ich mir erträumt habe. Ich hatte meine eigene Familie gegründet, d.h. Ich bekam eine wunderschöne Tochter mit der Frau zusammen, die ich über alles geliebt habe. Leider ist es heutzutage keine Seltenheit mehr, dass Dinge nicht für die Ewigkeit bestimmt sind. Aus einer Reihe von Ereignissen kam es letztendlich dazu, dass meine Beziehung in die Brüche gegangen ist und ich somit meine Familie verlor.
Das hat mich sehr schwer mitgenommen. Ich konnte mir bis dahin niemals vorstellen, dass meine eigene Familie, nach fast 6 Jahren auseinander gehen könnte! Dementsprechend wusste ich natürlich auch nicht, wie es in Zukunft für mich weitergehen sollte. Natürlich drehte sich die Erde weiter, auch wenn in mir selbst eine Welt zerbrach. Der Sommer kam, ich lernte neue Menschen kennen, hatte wieder Spaß, konnte mich ablenken aber im Unterbewusstsein schleppte ich mein gebrochenes Herz, schwer wie ein Stein, mit mir herum. Jedes Mal, wenn ich meine Tochter von ihrer Mutter abgeholt habe, zerbrach ich innerlich vor Schmerz.
Es ging immer weiter bergab
Es gab in diesem Jahr noch einige kleine Höhen und Tiefen. Das Jahr neigte sich schnell dem Ende und ich habe mir nur gesagt „nächstes Jahr wird besser!“2017 änderte sich nicht viel in meinem Leben, Menschen kamen und gingen, es gab wieder Höhen und Tiefen. So verging auch dieses Jahr und ich sagte mir wieder „nächstes Jahr wird besser!“ 2018 das Gleiche wie 2017, nur dass ich mir diesmal sagte „nächstes Jahr MUSS besser werden!“
Doch das wurde es nicht… 2019, das Jahr in dem die Pandemie losging. So langsam merkte ich, dass ich in einer Abwärtsspirale steckte. Psychisch ging es abwärts mit mir. Ich fing an, an mir zu zweifeln, an meinem Leben zu zweifeln. Ich gab mir für alles selbst die Schuld. Wer soll auch sonst für mein eigenes Leben verantwortlich sein?!
Nichts machte mir mehr Spaß. Mein Job war nur noch nervig, zwischenmenschliche Beziehungen und Kontakte flachten ab. Ich konnte mich einfach zu nichts mehr motivieren. Warum auch? Ist doch sowieso alles umsonst!
Lockdown! Soziale Distanzierung! Zum ersten Mal spürte ich extrem, wie wichtig mir das ist… Menschen, FREUNDE um mich zu haben! Ich fühlte mich allein, so dermaßen allein…
Ich fühlte mich wie eine leere Hülle
Mein Leben bestand zu diesem Zeitpunkt fast nur noch aus arbeiten und den Rest des Tages allein zu Hause verbringen und darauf zu warten, am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen. Ich funktionierte nur noch.
Zu Hause staute sich die Langeweile ins unermessliche. Ich wusste, ich muss was machen! Raus gehen, Freunde treffen, die Sonne spüren… aber ich hatte 0 Antrieb. Es gab nichts was mich von selbst dazu bewegte, die Wohnung zu verlassen. Das einzige was mich ablenkte, war der Konsum von Medien! Fernsehen, Social Media.
Getrieben vor Langeweile grub ich mich immer tiefer in die unendlichen Weiten des Internets. Mein Kopf war voll mit Informationen. Ich musste abschalten und mal zur Ruhe kommen. Was tat ich? Genau, ich konsumierte weiter Medien. Immer mehr bekam ich das Gefühl, dass die ganze Welt nur eine Scheinwelt ist. Ich regte mich auf, über alles und jeden! Meine Unzufriedenheit stieg und stieg, bis ich mir die Frage stellte, ob ich das alles wirklich noch will? Will ich wirklich bis an mein Lebensende dieses Leben führen und ein Teil dieser Gesellschaft sein? Diese Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Alleine kam ich nicht mehr weiter
Anfang 2021 suchte ich effektiv nach Methoden, sich möglichst schmerzfrei das Leben zu nehmen. Ich hatte nicht wirklich geplant, mich umzubringen. Aber irgendwas in mir, fand es äußerst interessant, wieviele Möglichkeiten es doch gibt, sich das Leben zu nehmen. Ich sprach mit einer Freundin darüber und sie meinte sofort, dass das absolut nicht gut ist. Dass ich doch mal mit meinem Arzt darüber sprechen solle. Ich ging am nächsten Tag zum meinem Hausarzt und erzählte ihn von meinen Gedanken.
Er nahm mir direkt eine wichtige Entscheidung ab und verschrieb mir Antidepressiva. Ich weiß, dass sich viele Hilfesuchende dagegen wehren. Und auch ich habe bestimmt 3 Monate gebraucht, um das erstmal darüber mit anderen zu sprechen. Es war mir mehr als unangenehm. Aber in diesem Moment beim Arzt war ich tatsächlich in diesem Modus, dass ich mir helfen lassen muss! Und ganz wichtig, dass ich die Hilfe auch annehme!
Das war im Frühjahr 2021. In dem Jahr passierte viel! Ich war 7 Monate krankgeschrieben, meine Beziehung, die ich bis zu dieser Zeit hatte, ging in die Brüche, ich wechselte meinen Job. Ich habe viel geweint, sehr viel… hatte richtig böse Gedanken! Vor knapp einem Monat, ist mir wieder alles zu viel geworden. Ich dachte mir „komm Junge, setz dich ins Auto, fahr mal raus in die Natur und genieße die Ruhe!“ Dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf, was ich denn mache, wenn ich plötzlich irgendwo eine Brücke sehe, eine Möglichkeit, dem ganzen ein Ende zu setzen. Dieser Gedanke machte mir solche Angst, dass ich mich nicht ins Auto gesetzt habe.
Ich werde nicht aufgeben
Was ich damit sagen will ist, dass ich jeden Tag am struggeln bin. Mal mehr mal weniger! Trotz Freunde, trotz Medikamente, trotz der ganzen Hilfe, die mir angeboten wird. Es ist ein Kampf! Jeden verdammten Tag und es macht mir Angst, wenn ich an meine Zukunft denke. Aber immerhin denke ich wieder an eine Zukunft!
Wichtig ist wirklich, jede erdenkliche Hilfe anzunehmen! Egal ob Freunde, Ärzte, Therapien oder Medikamente.
Wenn man erstmal an so einem Punkt angekommen ist, sollte man nach jedem Rettungsseil greifen, was einem zugeworfen wird.
Ich bin noch lange nicht über dem Berg, wie man so schön sagt und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob ich das jemals sein werde! Aber die Hoffnung daran gibt mir Kraft. Eins kann ich euch sagen, KÄMPFT!! Kämpft so lange wie es geht und gebt euch niemals auf.
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyoumind