Konsequent Ambivalent – ein Widerspruch in sich? Genau diese zwei Wörter beschreiben aber kurz und knapp die Erkrankung „Borderline“. Im Fachjargon „Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Typ Borderline“ genannt.
Mein Name ist Christiane, ich bin 39 und und ich habe mir zur Aufgabe gemacht über die Tabuthemen Borderline, Suizidalität und psychische Erkrankungen im Allgemeinen aufzuklären. Mir ist es eine Herzensangelegenheit darüber zu sprechen, denn die Betroffenen stoßen oft auf Unverständnis und der Leidensdruck ist enorm. Daher habe ich mich umso mehr gefreut für „Ocean in your mind“ diesen Artikel schreiben zu dürfen. Jede Person, die ich aufklären und informieren kann, ist ein Gewinn für mich. Genau das gibt meinem Leben einen Sinn und trägt zu meiner eigenen Genesung bei.
Was ist Borderline?
Das größte Problem an dieser Erkrankung ist, dass sie oft nicht erkannt oder falsch diagnostiziert wird, denn es gibt viele Gemeinsamkeiten mit einer bipolaren Störung oder ADHS. Bei Borderline denken viele an „Ritzen“. Tatsächlich ist das aber nur ein Symptom von vielen. Nicht jeder Erkrankte verletzt sich selbst. Die Steigerung davon ist die Suizidalität. Ein absolutes Tabuthema. Aber es sterben ca. 10% daran (die Dunkelziffer ist höher). Viele haben mindestens einen Suizidversuch hinter sich. Auch wenn manche das als Druckmittel zur emotionalen Erpressung verwenden – ernstgenommen werden muss es immer! Ist ein Mensch erst so verzweifelt, dass er nicht weiter weiß und Suizid als der letzte Ausweg erscheint, steckt in jedem Fall ein ernsthaftes Problem dahinter!
Neben Selbstverletzung und Suizidalität zählen Essstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen und paranoide Vorstellungen zu den Begleiterkrankungen. Durch eine hohe emotionale Instabilität, extreme Stimmungsschwankungen und ein impulsives Verhalten entstehen oft Probleme im Sozial,- und Beziehungsverhalten. Nicht umsonst wird Borderline auch die „Krankheit der Beziehungen“ genannt – das macht es auch für die Angehörigen und das Umfeld des Betroffenen sehr schwierig. Freundschaften und Liebesbeziehungen können sehr intensiv aber extrem instabil sein, Probleme mit Nähe und Distanz erschweren eine harmonische Beziehung. Der berühmte Titel des Buches „Ich hasse Dich – verlass‘ mich nicht“ zeigt genau dieses widersprüchliche Verhalten auf.
Stetiger Begleiter der Erkrankten ist eine hohe innere Anspannung, die zu Kontrollverlust und Wutausbrüchen führt. Durch die emotionale Instabilität verlieren sich Borderliner oft in ihren Gefühlen – sie fühlen viel mehr als eine nicht betroffene Person. Dadurch ergeben sich allerdings auch positive Seiten und Eigenschaften, dazu können u.a. Empathie, Feinfühligkeit, Sensibilität, Humor und Kreativität zählen. Verlustangst, Probleme mit dem Alleinsein und der eigenen Identität sowie eine innere Leere sind weitere typische Merkmale.
Diagnose
Um Borderline diagnostizieren zu können, gibt es Fragenkataloge und von 9 Symptomen müssen mindestens 5 gegeben sein. Dennoch tun sich Ärzte und Therapeuten oft schwer mit der Diagnose, teilweise sind diese Patienten sogar unbeliebt und ihnen wird eine Therapie verwehrt. Für mich persönlich war es eine große Erleichterung, weil ich endlich wusste warum ich „anders“ bin und das nicht meine Schuld ist.
Ursachen der Erkrankung lassen sich meist in der Kindheit und Jugend finden. Die meisten Betroffenen haben psychische, physische oder sexuelle Gewalt erfahren, sind in instabilen Verhältnissen aufgewachsen oder vernachlässigt worden. Der Verlauf ist oft chronisch, mit zunehmendem Alter können die Symptome allerdings auch abklingen, je nachdem wie früh eine Behandlung/Therapie begonnen wurde.
ABER: Du wirst deinen Weg finden, auch mit Borderline!
Es gibt die speziell für Borderline entwickelte DBT-Therapie. Sie lehrt Patienten mit ihren Gefühlen umzugehen und gibt ihnen Werkzeuge an die Hand, mit Extremsituationen umgehen zu lernen. Stationäre Aufenthalte, sowie eine medikamentöse Behandlung können bei Krisen auch sinnvoll sein. Jedoch gibt es nicht die „Pille“ wie es Antidepressiva für Depressionen sind.
Wichtig ist, dass man sich selbst die Krankheit eingesteht und wenn man sich ermutigt darüber zu sprechen, trägt dies enorm zur Genesung bei. Sicherlich wird es immer wieder Rückschläge und Unverständnis von anderen geben. Aber die harte Arbeit an sich selbst kann belohnt werden. Zum Genesungsprozess können eine feste Tagesstruktur, ein sicheres soziales Umfeld, Hobbys, Achtsamkeit, Meditation, geregelte Mahlzeiten und ausreichend Schlaf gehören. Auch wenn es nicht leicht ist, mit der Erkrankung zu leben. Du findest Deinen Weg und es lohnt sich, diesen Kampf zu kämpfen. Das Leben mit der Erkrankung ist möglich!
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.