Ich bin 16 Jahre alt und gehe momentan zur Schule. Hört sich im ersten Moment ganz normal an, doch das war nicht immer so. Denn ich war ein Jahr lang nicht dort.
Es gab viele Probleme in meiner Familie, zudem ist meine Mutter schizophren und mein Vater Alkoholiker. Nicht die besten Voraussetzungen für eine gesunde Kindheit. Deswegen entschied ich mich mit elf Jahren von zu Hause auszuziehen und wohne seitdem in einer betreuten WG.
Ich war kraftlos und leer
Zuerst lief dort alles ganz in Ordnung, doch irgendwann ging es mir immer schlechter und es begann ein Marathon von Terminen bei verschiedensten Ärzten und Therapeuten… Mit Schlafstörungen, Verlustängsten und einer ganzen Liste an Diagnosen musste ich letztes Jahr in eine Klinik. Zu der Zeit konnte ich nichts mehr alleine. Ich lebte einfach vor mich hin, ohne Schule, ohne Kraft und selbst Essen viel mir schwer.
Nach drei Wochen warf man mich aus dieser Klinik, eine gute Erklärung gab es nicht dazu.
Ich fühlte mich mit meinem Schmerz alleine gelassen. Das Schlimmste an den letzten fünf Jahren ist für mich, dass die Menschen in meinem Leben kommen und gehen. Keiner von ihnen bleibt und das macht es für mich immer schwerer mich anderen anzuvertrauen.
Ich durfte nie wirklich Kind sein
Ich habe keine wirkliche Konstante in meinem Leben. Mir fehlt meine Mutter und ein großes Stück meiner Kindheit und Jugend, denn ich musste bereits mit elf mein eigenes Leben in die Hand nehmen. Ich konnte nie wirklich Kind sein und mich auf meine Eltern stützen, wenn ich nicht weiter wusste.
Mein Leben in meine Hand nehmen, das war es, was ich wieder einmal tun musste, nachdem mich die Klinik entlassen hatte. Auf einmal war meine letzte Hoffnung auf Hilfe von außen weg und ich stand wieder ganz allein da. Wieder musste ich die Kraft aufbringen, mich selbst wieder nach oben zu ziehen. Es war ein harter Weg. Doch als ich ganz nah vor dem Abgrund stand, kurz bevor ich mich verlor, fing ich an für mich zu kämpfen.
Ich gab meinem Leben neuen Sinn
Ich habe mir Sachen gesucht, die mir gut tun und Spaß machen. Ich habe wieder angefangen zu tanzen. Ich habe angefangen mich für den Klimaschutz einzusetzen und somit einen Weg gefunden meine Wut in etwas Positives umzuwandeln. Und vor allem hatte ich ein Jahr lang Zeit mich um mich selbst zu kümmern, bevor ich wieder in die Schule musste.
Heute ist mein Alltag voll und stressig, aber ich kann abends glücklich einschlafen, weil ich Leute und Dinge gefunden habe, die mich erfüllen. Dinge, die mir und meinem Leben einen Sinn und Freude geben. Ich habe nie daran geglaubt, wenn jemand sagte, dass es eines Tages besser wird. Es ist wichtig, nie die Hoffnung an sich selbst zu verlieren. Definiere dich nicht über deine Diagnosen, denn du bist viel mehr als das. Du kannst alles sein, was du möchtest!
Egal wie viel man dafür durchmachen muss, um sein Ziel zu erreichen oder seinen Weg zu finden, es wird ganz sicher besser. Es wird Herzensmenschen geben, die dich dabei unterstützen werden. Und vielleicht wird der Schmerz nie ganz weg sein, aber die schönen Momente werden irgendwann mehr werden als der Schmerz!
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.