Hi, ich bin Gloria, ich bin 24 Jahre alt, schreibe Songs und mache Musik. Ich bin wohl das, was man unter einer Newcomer-Künstlerin versteht, und stecke sehr viel Leidenschaft in meine Lieder, mit Musikvideos, Konzerten, und allem, was dazugehört. Ich arbeite noch unabhängig von einem größeren Label, aber mittlerweile mit einem tollen Team zusammen.
Meine Lieder sind mein ganzer Stolz, ich bin motiviert und lebensfroh. Eigentlich alles die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg in der Musikbranche – würde da nicht diese dunkle Wolke über mir hängen.
Ich verlor einen wichtigen Teil von mir
Vor zwei Jahren ist mein großer Bruder an Krebs gestorben. Ich war 22, er 27 Jahre alt. Was ich sonst nur aus dramatischen Filmen kannte, wurde plötzlich meine Realität. Drei Jahre vergingen seit seiner Diagnose, eine Zeit, in der wir wussten, dass er diese Krankheit nicht überleben wird und wir alle nur auf Zeit spielen.
Ich habe insgesamt zwei große Brüder, zu beiden habe ich eine sehr enge Bindung. Meine Brüder waren eine der wenigen Konstanten in meinem Leben, und das sollte eigentlich so bleiben, bis wir alt sind. Jetzt fehlt ein großer Teil davon. Ein Teil von mir.
Ich begann eine Therapie
Über die deutsche Krebshilfe fand ich eine Psychotherapeutin, die speziell mit Krebskranken und Krebsangehörigen arbeitet (man nennt das „Psychoonkologin“). Aus der Kurzzeittherapie wurde eine Langzeitbetreuung über 3 Jahre. Natürlich haben wir abgesehen von der Krankheit meines Bruders auch noch andere Themen angeschaut, aber der kommende Abschied stand im Fokus.
Eine endgültige Diagnose habe ich nie bekommen, weil der Schwerpunkt in der Therapie ein anderer war. Müsste ich den Finger drauf legen, fallen mir Begriffe wie „Anpassungsstörung“, „depressive Phasen“ und „posttraumatische Belastungsstörung“ ein – wie sollte ich mich auch einfach so an diese Umstände anpassen können? „Trauer“ ist zwar keine eigene Diagnose, für mich aber von psychischen Krankheiten wie z.B. Depressionen schwer abzugrenzen. Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft, dass sie auch genauso ernst genommen wird.
Die Kunst hilft mir, meine Emotionen zu verarbeiten
Songs zu schreiben hilft mir, auch schwierige Themen anschauen zu können, ohne mich ausgeliefert zu fühlen. Ich schöpfe daraus Stärke, und sehe natürlich auch die Chance, mit der öffentlichen Verarbeitung meiner Erlebnisse auch andere Menschen zu inspirieren.
Deshalb habe ich beschlossen, die Songs über meine Trauer auf eine eigene EP namens „Wenn es dunkel bleibt“ zu packen. Zusätzlich habe ich einen Gedichtband und eine „Survival Box“ veröffentlicht, das war mir wichtig. Die Titel reichen von „ich würde alles tauschen […] wenn dir dafür dein Leben blieb“ über „das wird nicht besser mit der Zeit, aber ich werde besser werden“ hin zu „…und dann pflanzt Lavendel auf mein Grab.“
Ich war seit 2018 zwei Mal auf Tour, habe einige Videos gedreht und immer weiter an meinem Projekt gearbeitet, worauf ich sehr stolz bin. Trotzdem lag ich phasenweise auch nur im Bett, hatte mit Traurigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen. Ich weiß jetzt, dass das total ok ist und zum Trauern dazu gehört, und alleine dieses Verständnis macht es schon weniger schlimm.
Der einzige Weg raus ist durch
Meine Therapie ist nun schon seit über einem Jahr vorbei, und ich kann mit den Strategien, die ich dort gelernt habe, gut leben. „In einem frisch bezogenen Bett weint es sich doch einfach besser“, meinte meinte Therapeutin mal, und Recht hat sie damit. Der offene Umgang mit meiner Trauer und meinem Zustand, sowohl in der Kunst als auch im Privaten, hilft mir auch.
Außerdem gehe ich einmal im Monat in eine Gruppe für trauernde, erwachsene Geschwister, der Austausch und das Verständnis dort tuen mir sehr gut. Das ist auch mein Tipp an Dich: Suche dir Hilfe und/oder Gleichgesinnte: Eine passende Gruppe gibt es in jeder größeren Stadt, Psychotherapie auch in kleineren Städten. Der einzige Weg raus ist durch, aber du musst ihn nicht alleine gehen.
Alles Liebe,
Deine Gloria
Gloria Blau hat ein neues Musikvideo das du hier auf dem Link auf Youtube findest: Lavendel
Wenn du gerade selbst mit Angst, Depressionen oder anderen psychischen Herausforderungen kämpfst, haben wir hier einen Brief an dich geschrieben. DU kannst auch andere ermutigen, erzähle Deine Geschichte! Wir freuen uns auch riesig über deine Nachricht oder deinen Kommentar! Wenn dir der Blog gefallen hat, kannst du ihn natürlich gerne liken, teilen und uns auf Facebook und Instagram folgen @theoceaninyourmind.